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Christine Hartung-Czaja

Herzlich Willkommen in meinen Gedanken, Worten und Taten.

Persönlich

Im Januar 1965 wurde ich in Niedersachsen geboren. Aufgewachsen bin ich am Rande der Lüneburger Heide, die ich immer sehr geliebt habe. Viele Ausflüge zu Pferde waren echte Erlebnisse und für jedermann zu empfehlen! Lange Zeit habe ich sie sehr vermisst, die alte Heimat. Vielleicht bin ich auch deshalb ein Heimkehrer, der nach vielen Jahren zu seinen Wurzeln zurück kehrte?

Von 2002 bis 2016 lebte ich mit meiner Familie in Nordfriesland, nahe am Meer. Der Wind, das Wasser und auch der sehr strenge Winter, gefielen mir sehr. Ein Stück Freiheit lag immer im Auge, oder wehte einem um die Nase. Denn Wind gab es fast immer. Und wenn nicht, dann stimmte irgendetwas nicht, oder es zog ein Unwetter auf.

Diese Unwetter sind übrigens oftmals auch riesige Schauspiele über der Nordsee.

Von meinen vier Kindern lebt noch der Jüngste zu Hause. Es kommt also wieder eine Zeit für mich. Für Worte, Taten und für meine Ziele.

Außerdem verbringe ich viel Zeit und Engagement im Tierschutz, den ich bereits 8 Jahre aktiv betreibe. Tiere haben immer eine große Rolle in meinem Leben gespielt. Sie bedeuten Leben und Liebe für mich. So ist es nicht verwunderlich, dass einige Arten hier bei mir zu finden sind. Mein Tun im Tierschutz kann jederzeit auf der Seite: www.kettenlos.org nachgelesen werden. Und ich habe auch immer ein offenes Ohr, wenn Fragen auftauchen.

Seit dem Frühjahr 2014 gibt es regelmäßige Kontakte zu anderen Schreibern in NF. Daraus haben sich bisher viele schöne,  fruchtbare Erlebnisse und Projekte ergeben. Bei Interesse oder Fragen, könnt ihr euch gerne an mich wenden. Vernetzen ist immer gut!

Über meine “Worte”  könnt ihr euch hier ja ein Bild machen.

Mit diesem Blog erfülle ich mir einen großen Wunsch und ich hoffe, dass ihr eben soviel Freude daran habt wie ich.

Viel Spaß auf meiner Seite,
Eure Christine

Christine Hartung-Czaja

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Blog

Worte

Jeder nutzt sie täglich.

Sie können schmeicheln und lieben, aber auch zerstören, sogar Kriege entfachen und töten.

Meine Worte sind manchmal kurz, lang, oder ich finde einfach keine passenden und spreche anders.

anja

Kurze

aus Elfenbein
trauernde Luftballons
schweben anmutig im Chlor
Titanen aus Schwefel
hängen wie Marionetten
suchend im Irrgarten

Endlos
an den Rand des Warum

Vorfussende Wärme dringt
tief
ins Vergessen.
Kälte platzt.

Aussitzen, loslassen.
Rettung vor
Verfall.

Glück
geronnen.
Tropft langsam
ins Vergessen.

Schnaubende.
Nebel
weist den Weg.

Verraten
meine Träume durchbohrt
von
schwarzen Schatten
Sonnenglut
verbrennt mein Chlorophyll
vertrocknet
den letzten Lebenswillen.

Abgetrennt
kurze Schatten zurückblickend
versperrt
mein Zurück
es riecht schon nach Aas.

Niemandsland

erfroren in Glut
gestorben vor Leben
verloren
im Niemandsland

getragen von Tiefe
gefallen in Sternenstaub
verloren
im Niemandsland

gebrochen in Hülle
geborgen im Schweiß
verloren
im Niemandsland

verraten in Knospen
gehalten vom Wind
verloren
im Niemandsland

durchbrochen
das Licht gerade
der Tunnel dahinter
wohnt grünes

sterben

Turul3D

So ging ich dahin

Ausgesetzt.

So ging ich dahin. Durch die Jahre – unwissend, ohne Zugehörigkeit.

Blau, in einer roten Welt. Jegliche Versuche dem Roten näher zu kommen, misslangen.

Einzigarten wurden vom Rot überdeckt und geschluckt, wie von einem gierigen Monster.

Tiere waren Blau, manche Bäume und diejenigen, mit denen ich heimlich unter der Bettdecke weinte. Gepresst und wider dem Blau verlor sich das Gespür. Der Glaube an Leben.

Eng.

Rote Mauern saugten meine Empfindungen, meine Träume, um noch roter zu werden.

Lila verklebt, in roter Zeit.

Ausgesaugte Jahre der Verleumdung und des Selbsthasses.

Wenige blaue Lebewesen begegneten mir in der Zeit. Die roten Mauern hielten mich fest.

Fremdwandler. Am Rande. Außenseiter.

Sehnsucht begann Stein für Stein der quälenden Mauer Blau zu malen, bis ein Austritt möglich war.

So gehe ich dahin,

von Zeit zu Zeit zurück ins Verlies, um einen weiteren Stein zu bemalen.

Schüssel

Traum

Er war viel schneller und ohne das Motorrad war ich verloren. Im rhythmischen Galopp kam er jetzt über die Anhöhe direkt auf mich zu gerannt. Mit geballten Fäusten trommelte ich auf die hohe Mauer hinter mir. Es gab keinen Ausweg.

Donnernder, harter Puls dehnte meine Adern, als ich mich umdrehte und, den Rücken eng an die Mauer gepresst, weiter rutschte. Ein spitzer Gegenstand in den Steinen zerschnitt erst mein Sweatshirt, dann mein Fleisch. Sein Schritt verlangsamte sich. Er hob die Nase. Als er den Kopf wieder senkte, konnte ich seine Augen sehen.

Er hatte mich gefunden. Ich wollte tot umfallen, oder zumindest ohnmächtig werden. Gebannt konnte ich den Blick nicht von ihm lassen, während er  zielstrebig auf mich zu ging.

Seine Schultern waren gesenkt und der Kopf tief. Bernsteinfarbene Augen fixierten mich und seine Muskeln spannten an. Mein Herz  setzte aus, als seine Hinterläufe kraftvoll den ganzen Körper in die Luft katapultierte.

Lange

Paula, nicht nur ein Weihnachtsengel.

Warum uns allen Weihnachten nicht nur am heiligen Abend begegnen kann, sondern auch an einem anderen Tag im Jahr und das dieses Erleben und Wissen, um das einzige Ziel unseres Strebens, die Liebe, so mächtig und großartig sein kann, erzählt die Geschichte von Paula, die mich nicht nur in der Weihnachtszeit bewegt.

Eine wahre Weihnachtsgeschichte vom September 2011.

Paula, fünf Jahre alt, war durch eine schreckliche Muskelerkrankung lebenslang an den Rollstuhl gefesselt. Sie lebte nicht im hohen Norden wie wir, und doch ist sie eng verflochten mit uns Nordlichtern.

Paula lebte in NRW und lernte, durch die Familie einer Kindergartenfreundin, den Hund Paul kennen, der lange Zeit in Ungarn als Kettenhund leben musste und der von einer deutschen Organisation im Norden Deutschlands, gerettet wurde.
Paula lässt die Geschichte des Kettenhundes Pauls, die ihr kindgerecht erzählt wurde, nicht mehr los. Sie verbindet sich in ihrem Denken immer mehr mit Paul und vergleicht ihr Leben im Rollstuhl mit dem, dass Paul an der Kette so lange führen musste. Ihre Einschränkungen, ihre Not fühlt sie mit der von Paul und sie findet es toll, dass Paul jetzt in Deutschland ein freies Leben führen darf.

Paula beschließt einen Teil ihres Taschengeldes zu sparen und es dem Tierschutzverein zu spenden, der Paul gerettet hat. Immerhin ist er ihr Namensvetter und in ihrer Welt ihr engster Verbündeter. Sie sagt; damit mehr Hunde frei leben können. Ohne Kette.

So gerne wäre sie auch ihren Rollstuhl los….

Dann entscheidet sie Paul kennenzulernen und eisern spart sie jede Woche weiter einen Teil ihres Taschengeldes, steckt es in die Spardose, die sie für Paul und seine Helfer, eingerichtet hat. Die Eltern sehen eher ein Problem darin, eine so weite Reise, bis an die Küste mit ihr zu machen. Es sind mehrere hundert Kilometer und ein ganzes Wochenende wären sie unterwegs. Doch Paula will Paul unbedingt kennenlernen . Ihren Paul, der nun frei ist. Und das scheint ganz einfach möglich zu sein im September, da dort das jährliche Treffen des Tierschutzvereins stattfindet.

Paulas Eltern geben nach und sie planen mit Paula die weite Reise in den Norden Deutschlands. Sie melden sich an. Die Spardose soll auch unbedingt mit. Paula möchte sie übergeben, damit weiteren Hunden die Freiheit geschenkt werden kann, die sie selber so sehr vermisst.

Am Tag vor der Abreise ist Paula aufgeregt und freut sich unbändig auf das bevorstehende Ereignis. Alles ist vorbereitet, die Taschen sind gepackt, in ein paar Stunden geht es los. Paulas Tagesablauf sieht vor, das sie sich Nachmittags etwas hinlegt, bevor am Abend die hunderte von Kilometern gefahren werden.

Paula erwacht nicht mehr aus dieser Mittagsruhe.
Sie verstirbt an dem Tag, an dem sich ihr größter Wunsch erfüllen sollte.

Ihre Eltern waren in all der Trauer dennoch fähig ihre aller größte Bitte zu erfüllen. Sie schickten mit einem Boten die Spardose Paulas zu Paul. Zu dem Hund, dem sie sich so eng verbunden fühlte. Eine unglaubliche Trauer und das tiefste Mitgefühl breitete sich bei den Mitgliedern des Vereins aus, als man Paulas Geschichte hörte und ihre Spardose übergeben wurde.

Der Inhalt an aufrichtiger Liebe und Hoffnung ist durch nichts auf der Welt aufzuwiegen und für mich persönlich, wird es ab jetzt immer einen Engel Namens Paula geben, der umherspringt und Wettrennen mit den vielen Hunden läuft, die es nicht geschafft haben.

Paul, der Kettenhund aus dem fremdem Land, lebt heute noch unter uns. Er ist inzwischen angegraut und hoffentlich wird er lange noch in unserer Welt bleiben, als lebendiges Beispiel dafür, was Freiheit bedeutet!

Ich bin ganz sicher, dass der kleine Engel Paula ihn freudig empfängt, wenn seine Zeit gekommen ist. Immerhin war das ihr aller größter Wunsch.

Weihnachtsgeschichte 2014  für den Verein  kettenlos e.V.
Jeweils an den Adventssonntagen werden die einzelnen Teile auf der Tierschutzseite veröffentlicht.

Traumreise

“Bitte sehr, Ihre Bordkarten und einen guten Flug.” Die unifomierte Brünette reichte Caroline die Papiere über den Tresen. Caroline nickte freundlich und wandte sich ab. Sie ging auf die riesige Tafel zu, wo das Geräusch der wechselnden, weißen Buchstaben ein klackerndes Geräusch hinterließ.

In weniger als drei Stunden würde sie in Budapest landen. Budapest. Sie hatte viele Monate auf diesen Moment gewartet und nun wischte sie sich die schwitzigen Hände an den Jeans ab. Gate 4. Caroline orientierte sich kurz und ging dann über die großen Fliesen der Halle auf ihren Einstieg zu.

Alle hatten sie für verrückt erklärt, alleine zu fliegen. Und dann noch über die Weihnachtstage. Immerhin kannte sie Máté nur aus dem Internet. Seitenlange Mails und Chats ließen Caroline ganz sicher ein, dass dieser Mann der Richtige war.

Alleine der Name klang für sie wie Musik und seine weiche Stimme mit dem Akzent verzauberte sie. Nein, sie war sich sicher, Máté war ihr Glück. Konnten alle anderen denken und sagen was sie wollten. Schließlich waren es ihre freien Tage und die konnte sie verbringen, wie sie wollte.

Caroline setzte sich auf einen bereitstehenden orangen Plastiksessel mit Blickrichtung zum Eingang. Sobald das Gate freigegeben würde, wollte sie an Bord gehen. Wieder wischte sie ihre Handflächen an der Jeans ab.

“Fliegen Sie zum ersten Mal?”, fragte plötzlich eine männliche Stimme neben ihr. Caroline hatte den Mitreisenden gar nicht bemerkt.
“Ich? Nein, wie kommen Sie darauf?”
“Weil Sie so nervös sind.” Breit grinsend blickten große blaue Augen sie an.
“Es ist alles ok”, murmelte Caroline und war dankbar, dass die Fluggäste endlich an Bord gelassen wurden. Sie ging dem Eingang entgegen, froh, nicht mehr reden zu müssen.

Es war fast Mitternacht, als Caroline in Budapest den Flughafen verließ. Sie nahm sich eines der bereitstehenden Taxis, nannte die Adresse ihres Hotels und war nur eine Stunde später bereits im Zimmer. Sofort öffnete sie ihren Koffer und nahm den Laptop heraus und schloß ihn an. Voller Vorfreude hoffte sie auf ein Treffen noch in dieser Nacht, doch Máté war nicht mehr online und er reagierte weder auf ihre Nachricht, noch auf ihren Anruf.

Enttäuscht duschte sie und ging schlafen. Es waren nur fünf Tage, die sie gemeinsam verbringen würden und Caroline hatte sich ein Treffen noch in dieser Nacht erträumt. Nach einer unruhigen Nacht war sie die erste im Frühstücksraum und trank einen Orangensaft. Ihr Hals war wie zugeschnürt. Sie bekam einfach keinen Bissen herunter. Máté hatte sich noch nicht gemeldet und Zweifel mischte sich unter die Schmetterlinge in ihrem Bauch. Das Ergebnis war eine leichte Übelkeit, die sie zu unterdrücken versuchte.

Immer wieder wählte sie seine Handynummer, die nicht erreichbar war. Und auch im Internet schien Máté ausgelöscht zu sein. Scheinbar hatten alle recht gehabt, sie war eine Idiotin, hatte sich blenden lassen. Nachdem sie bis mittags auf ihrem Zimmer unter Tränen immer wieder versuchte, Kontakt aufzubauen, beschloss Caroline, Budapest alleine zu erkunden.

Gerade als sie sich angezogen hatte, klopfte es an ihrer Tür. Ihr Herz hüpfte vor Freude und als sie die Tür öffnete, stand er vor ihr. Máté! Die bunten Flügel in ihrem Bauch erstickten jeden Zweifel und als er sie an sich zog und küsste, wusste sie, dass sie sich nicht getäuscht hatte. Nach dem Kuss sagte er nur schlicht zu ihr: “Wir müssen gehen.”

Caroline strahlte über das ganze Gesicht. Máté würde ihr sicher nun alles zeigen, worüber sie so ausführlich gechattet hatten. Er würde mit ihr die romantischsten Plätze aufsuchen, auch wenn es Winter war. Das Feuer, das sie fühlte, reichte aus, um die Winterkälte zu vertreiben. Máté hatte vor dem Hotel geparkt und Caroline stieg in das winzige rote Auto. Er redete nicht viel, lächelte ihr nur aufmunternd zu. Was sollte er auch sagen? Sie wusste, was nun kommen würde, und er würde diese Tage für beide unvergesslich machen.

Sein ungarischer Fahrstil war etwas ungewöhnlich für Caroline. Es hupte öfter aus der Ferne und Máté schien keinerlei Ängste zu haben, so dicht fuhr er auf das vorausfahrende Auto auf. Die Stadt war hell erleuchtet. Bunte Lichtreklame, riesige, kopfwackelnde Weihnachtmänner zierten die Einkaufspassagen. Caroline hatte genug zu sehen. Menschen in allen Schattierungen drängten sich auf den Gehwegen, die Donau, die mit ihren Spiegelungen einen gewissen Zauber ins Stadtbild legte.

Dann wurden die Straßen ruhiger, die Häuser grauer und Máté lenkte immer noch lächelnd den kleinen Roten. Caroline war glücklich und legte ihre Hand auf das Knie. Wie schön er war. Seinem Gesicht sah man immer noch die Sonne der vergangenen Monate an und seine Nase hatte eine makellose Form.

“Wo fangen wir an?”, fragte Caroline.
“Lass dich überraschen.” Als sie auf der Autobahn waren, fragte Caroline nochmal lachend. “Ich habe wirklich keine Ahnung, was du vor hast. Wollten wir nicht als erstes zum Heldenplatz und dann zur Matthiaskirche?”

“Vertrau mir, es wird eine riesige Überraschung!” Máté strahlte sie an, nahm ihre Hand und zog sie zu seinem Mund, küsste sie ganz zart. Dann konzentrierte er sich wieder auf die Autobahn und fuhr, so schnell das kleine Rote konnte, immer weiter. Er verlangsamte das Tempo, als eine Tankstelle auftauchte, die er dann anfuhr.
“Es geht gleich weiter, Liebe, wir müssen tanken. Es dauert nicht lang.” Bevor er ausstieg, umfasste er ihren Kopf mit beiden Händen und zog ihre Lippen auf seinen Mund. Ein leidenschaftlicher Kuss folgte. Alles drehte sich in Caroline vor Glück. Dann hauchte er ihr zärtlich zu: “Ich hoffe, du bist bereit für die allergrößte Überraschung, mein Schatz.”

Als er sie los ließ und ausstieg, war Caroline ganz schwindelig. Die allergrößte Überraschung? Das klang traumhaft. Wer weiß, was das sein würde. Dass Màté so romantisch war und sie gleich so verwöhnen wollte, machte die vergangenen Stunden, in denen sie vergeblich auf ein Zeichen von ihm gewartet hatte, wieder gut. Sie stieg ebenfalls aus und bewunderte jede seiner Bewegungen. Die Sehnsucht nach seiner Nähe stieg.
“Ich komm gleich wieder”, rief sie ihm strahlend zu und er nickte verständnisvoll. Sie wollte noch einmal in den Spiegel sehen und auch gleich die Örtlichkeiten  aufsuchen, bevor es jetzt ernst wurde.

Der ungarischen Spiegel zeigte ihr, was sie längst wusste. Eine hübsche junge Frau, der das Glück anzusehen war. Caroline war zufrieden und machte sich wieder auf den Weg zu dem kleinen roten Auto. Doch es war verschwunden. Sie nahm an, dass Màté den Wagen an der Seite geparkt hatte und suchte. Doch das Auto war verschwunden. Máté war verschwunden. Schnell wurde ihr klar, dass es sich nicht um einen schlechten Witz handelte.

Immer wieder lief sie die ganze Tankstelle ab. Ihre Beine zitterten und der Boden unter ihren Füßen schien sich zu bewegen. Verwirrt lief sie in die Tankstelle zurück und wieder hinaus. Nun löste sich der innere Krampf. Tränen rannen über ihr Gesicht und sie stieß einen lauten Schrei aus. Der Kassierer kam heraus und redete ungarisch auf sie ein. Caroline verstand kein Wort und ließ sich von ihm zurück in die Tankstelle schieben.

“Somebody speaking english?”, schluchzte sie leise. Eine jüngere Frau kam auf sie zu und Caroline fragte nach dem kleinen roten Auto und dem Mann darin. Selbst als die freundliche Frau Carolines Worte übersetzt hatte, schüttelten alle nur mir dem Kopf. “Police? You want police?”, wurde sie gefragt und nickte zustimmend.

Als die Beamten eintrafen, hatte Caroline halbwegs ihre Fassung wiedererlangt und nannte den Namen Máté´s und beschrieb das Fahrzeug. Die Gespräche waren schwierig und der Beamte notierte sich das, was er verstand. Caroline würde nun mit ihnen ins Hotel zurück fahren. Von dort aus konnte sie Zuhause Bescheid geben. Denn sie brauchte nun dringend Hilfe. Ihre Tasche lag noch im Auto bei Màté! Sie war nun mittellos, ohne Papiere und auch ihr Handy musste sie umgehend sperren lassen!

Die Polizisten sprachen noch mit dem Tankwart. Caroline wartete geduldig. Plötzlich wurde es hektisch, nachdem ein Anruf die Beamten erreicht hatte. Sie stürmten aus der Tankstelle und riefen etwas Ungarisches in den Raum, bevor sie sich ins Auto setzen und mit Blaulicht verschwanden.

“Problema. Katastropha. Wait here!”, sagte der Tankwart zu Caroline und wandte sich dann wieder seinen Kunden zu. Caroline begann wieder zu weinen. Frische Luft würde ihr gut tun.

Sie ging hinter die Tankstelle, wo es etwas ruhiger war. Obwohl es noch früher Nachmittag war, wurde es schon dämmerig. Zuhause wird es nicht so früh dunkel, dachte sie und besah sich die kahlen Felder und die bewaldeten Felsen in der Ferne. Es war kalt und sie verschränkte ihre Arme vor der Brust.

Ihr Kopf arbeitete wieder und sie suchte darin Anzeichen, die auf die Falle  Màtés hinwiesen. Fehlanzeige. Caroline atmete tief aus und der Nebel vor ihrem Mund bildete eine lange Fahne. Wie konnte sie nur so dämlich gewesen sein!

Das Warten auf die Polizisten dauerte und dauerte und in die Tankstelle wollte sie nicht zurück. Das Stimmengewirr hämmerte laut in ihrem Kopf. Unerträglich laut.  Der Tankwart kam um die Ecke. Scheinbar hatte er sie gesucht und beruhigt nickte er und verschwand wieder an seine Arbeit.

Màté, dachte sie und begann sofort wieder zu weinen. Und dann begann sie zu laufen. Immer geradeaus über das kahle Feld. Erst waren ihre Schritte verhalten und sie schluchzte laut. Dann wurden die Beine immer schneller und die Schritte größer. Die Tränen trockneten auf der erhitzten Wange ein. Sie konnte nicht aufhören zu rennen. Ihre Beine hatten sich selbständig gemacht und schienen den Schmerz in Schritte zu verwandeln. Caroline lies es geschehen.

Als ihre Beine immer langsamer wurden, hielt sie erschöpft an. Ihr Oberkörper beugte sich und sie japste laut nach Luft. Dann rutschte sie auf die Knie und mit den Handflächen stützte sie sich auf der mit Raureif überzogenem Erde ab.

Caroline war keine trainierte Läuferin, eigentlich hasste sie Joggen, doch dieser Lauf war fantastisch gewesen. Als ihr Körper sich etwas erholt hatte, stand sie auf und blickte zurück.

Ein ganz schönes Stück war sie da gerannt. Die Lichter der Tankstelle waren weit entfernt. Sie musste nun den ganzen Weg zurückgehen! Toll, dachte sie und begann den Rückweg. Ihr Herz klopfte immer noch laut unter der Jacke, aber sie fühlte sich viel besser. Nun würde sie alles in die Wege leiten, um so schnell wie möglich Máté zu stoppen und nach Hause zu kommen.

Die Dämmerung legte sich wie ein Schleier über die Lichter der Tankstelle. Caroline musste aufpassen, wohin sie trat. Wie sie über diesen Acker rennen konnte, ohne sich die Beine zu brechen, war ihr ein Rätsel.

Die Lichter der Autos waren inzwischen kleine weiße Funken, die sich in die selbe Richtung bewegten. Was für ein unvergesslicher Aufenthalt in Ungarn, spöttelte sie mit sich selber.

Plötzlich hörte sie ein Geräusch. Sie hielt an, um das Rascheln der Kleidung zu vermeiden. Da war es wieder!  Sie drehte ihren Kopf, um es orten zu können. Dann ging sie ganz langsam in die Richtung, aus der sie das Geräusch vermutete. Immer wieder stoppte sie, um zu horchen, ob sie auf dem richtigen Weg war.

Immer deutlicher wurde das Fiepen, als das sie es nun einordnete. Die einsetzende Dunkelheit erschwerte das Finden zusätzlich. Als sie dann mitten auf dem Acker vor einem großen Loch stand, in dem das zusammengebundene Ende eines blauen Müllsacks herausguckte, hatte sie die Quelle des Fiepens gefunden.

Sie kniete sich hin und riss die feste Folie auf. Dann erst hob sie den Sack aus dem Loch und stellte ihn sanft auf den Boden.  Als sie weiter an der Folie riss, traute sie ihren Augen kaum.

Ein schwarzer Welpe fiepte entsetzlich. Er war sehr jung und nass. Caroline griff nach ihm. Der kleine Körper war eiskalt und zitterte. Ohne zu überlegen öffnete sie ihre Jacke und schob ihn hinein. Ihr war immer noch warm vom Laufen. Dann öffnete sie vollständig die Plastikfolie. Es waren noch vier weitere Welpen im Sack. Regungslos lagen sie übereinander. Der Frost hatte eine zarte, weiße Schicht auf ihre Körper gelegt. Sie waren tot.

Beim Anblick der Tiere begann Caroline wieder zu weinen. Es war unfassbar, zu was Menschen fähig waren. Und das gerade jetzt, wo an Weihnachten alle Menschen davon redeten, die Herzen weit zu machen, Nächstenliebe zu predigten und eine Hilfsaktion die andere jagte.

Das galt wohl nicht für alle, dachte Caroline traurig und suchte nach einer Möglichkeit die toten Welpen an einem würdigen Platz zurück zu lassen. Doch sie hockte mitten auf einem ungarischen Acker. Irgendwo zwischen Autobahn und nirgendwo. Es gab keinen Baum, keinen Zaun, keinerlei Begrenzung, die sie schnell erreichen konnte.

Dann nahm sie ihr großes Halstuch ab und breitete es in der Kuhle aus, in der sie die Welpen gefunden hatte. Einzeln legte sie die Körper hinein und bedeckte sie mit den überstehenden Enden des Tuches.

“Es tut mir so leid”, flüsterte sie ihnen zur, bevor sie die Jacke etwas öffnete und nach dem Welpen sah. Er zitterte immer noch und fiepte leise. Er war schwach und Caroline stand auf und schloss die Jacke wieder ein Stück. Sie sah sich um. Es war inzwischen dunkel geworden.

Nur noch Lichter waren zu erkennen und sie stand mitten auf dem Feld in Ungarn. Sie drehte sich auf der Stelle, um sich umzusehen. An die Tankstelle wollte sie nicht zurück. Sie musste Hilfe finden. Sofort!

Ihr Kopf arbeitete fieberhaft. Sie entschied sich mit dem Strom der Autolichter zu gehen, bis sie auf ein Dorf oder zumindest ein Haus traf. Sie waren eine ganze Weile gefahren, bis sie hier angekommen waren und auf der Tankstelle anhielten, daher ging Caroline in die entgegengesetzte Richtung. Es würden ja nicht nur in Budapest Menschen zu finden sein!

Außerdem hatte sie, als es noch hell war, Häuser am Fuße der Felsenreihe gesehen. Und wenn die zu sehen waren, konnte es nicht so weit sein. Vorsichtig ging sie durch die Dunkelheit. Das kleine Leben trug sie sicher an ihrem Körper.

*

Obwohl es noch früh am Abend war, leerten sich die Straßen Tatabányas schnell. Undenkbar, dass in Deutschland abends um 6 Uhr der Verkehr deutlich ruhiger wird. Caroline dachte darüber nach, während sie weiter unter den Scheinwerfern der Laternen die Polizeistation suchte.

Dort würde man wissen, an wen sie sich wenden kann. Und sie hatte entsetzlichen Durst, seit sie vom Supermarkt aufgebrochen war. Sicher würde sie auch ein Glas Wasser bekommen können. Was musste der Kleine in ihrer Jacke für einen entsetzlichen Durst haben? Wie lange er wohl schon dort gelegen hatte?

Viele Fragen ohne Antwort schwirrten durch ihren Kopf. Die Beschilderung in der Stadt war gut, aber nirgends fand sich ein Hinweis, dem sie folgen konnte. Daher ging sie immer weiter, unter einer Autobahnbrücke hindurch, auf der Hauptstraße. Wie lange sie gelaufen war, wusste sie nicht. Sie fühlte sich unendlich allein. Keine Fußgänger waren ihr begegnet, die sie hätte ansprechen können.

Natürlich hätte sie Passanten angesprochen und nachgefragt, wie sie zur Polizei kam. Aber dieses Mal ohne ihre Jacke zu öffnen und ihr Geheimnis preiszugeben. Doch es ergab sich keine Möglichkeit. Sie lief bis sie an hohen, hell erleuchteten Häusern ankam und endlich ein Lokal in Sichtweite war, in dem sie fragen konnte.

Entschlossen betrat sie das kleine Restaurant. Stimmengewirr und lautes Lachen kam ihr entgegen als sie die Tür öffnete. Es war warm. Einige starrten sie wegen der verdreckten Kleidung an, stießen mit dem Ellenbogen den Nachbarn an, um auf ihre schmutzige Erscheinung hinzuweisen. Caroline atmete tief ein und straffte den Rücken. Der ungarischen Gegenwind würde sie jetzt nicht davon abhalten zu fragen. Nein. Dafür hatte sie sich nicht die letzten Stunden abgekämpft.

Am Tresen wurde sie mit aufgerissenen Augen gemustert. Sie fragte dann in englisch nach dem Weg zur Polizeistation. Die Bedienung bedeutete ihr, dass sie einen Moment warten sollte, und verschwand. Caroline wurde von vielen Augen angestarrt. Die Blicke im Rücken ließen die Wut wieder aufflackern. Aber sie beherrschte sich und drehte sich nicht um, um den Gästen den Mittelfinger zu zeigen. “Arschlöcher”, murmelte sie stattdessen vor sich hin.
“Na, na. Was ist denn los?”  Eine tiefe Stimme fragte direkt an ihrem Ohr. Caroline drehte sich um und lächelte verlegen. Bevor sie antworten konnte, nahm der Fremde sie am Arm und lud sie ein mitzukommen. Er war groß, stämmig und hatte mehrere Tattoos auf den Armen. Er wirkt nicht sonderlich vertrauenerweckend.

Caroline sah die wieder erschienene Bedienung an, die ihren Blick nicht erwiderte. Sie folgte dem Fremden durch das Lokal in einen hinteren Raum. Der Fremde bot ihr einen Stuhl an und setzte sich daneben.

“Setz dich doch. Du suchst die Polizei, sagte mir Anna. Was ist passiert?” Caroline nahm Platz und sah ihn an. “Ich bin so froh, dass du deutsch sprichst. Ich suche die Polizeistation.”
“Du hast dich verlaufen?”
“Nein. Ich will einfach nur zur Polizei, bitte.” Caroline war unsicher, ob sie dem Fremden alles erzählen sollte und vor allem von dem Welpen. Bisher schienen Hunde hier nicht sehr beliebt zu sein.
“Okay. Ich kann dort für dich anrufen, dann werden sie sicher kommen. Aber denkst du das ist klug? Falls du was angestellt hast…”
“Ich habe nichts angestellt. Gar nichts”, fiel Caroline ihm laut ins Wort. “Ich brauche einfach Hilfe und niemand war bisher bereit dazu. Das ist alles.”
“Du siehst nicht so aus, wenn ich ehrlich sein soll. Willst du was essen?”
“Nein. Ich will nichts essen. Ich finde nur die Polizei nicht.”
“Die ist um diese Zeit auch nicht  mehr besetzt. Es wird etwas dauern, bis jemand kommt. Ich heiße übrigens Matze.”
“Oh nein. Wie lange wird es dauern?”
“Weiß nicht genau, aber bestimmt eine Stunde. Ungarische Zeit.” Matze grinste.
“Was bedeutet ungarische Zeit?” Caroline war verwirrt.
“Warte hier”, der Mann stand auf und kam einige Augenblicke später mit einem heißen Kaffee wieder, den er vor Caroline stellte. “Du siehst aus als könntest du einen gebrauchen.”
“Ein Schnaps wäre mir lieber, oder einen dreifachen am besten. Aber vielen Dank. Matze.”
Der Dampf, den der Kaffee in den Raum abgab, verriet ihr, dass sie sich noch etwas gedulden musste. “Und was bedeutet nun ungarische Zeit?”

Matze ging nicht auf ihre Frage ein.
“So. Nun sag mir doch erstmal, wie du heißt und was überhaupt los ist. Du sieht furchtbar aus. Vielleicht kann ich dir ja helfen.”
Caroline überlegte kurz. Der Kleine war sehr schwach gewesen, als sie ihn beim Supermarkt aus der Jacke geholt hatte. Wenn die Polizei nun noch ewig brauchte, bis sie eintraf, wäre wieder wertvolle Zeit für den Kleinen verstrichen. Dann sah sie Matze noch einmal an, bevor sie vorsichtig ihre Jacke öffnete und das schwarze kleine Fellknäuel herausnahm. Das Fell war jetzt trocken, aber es war kaum noch Spannung in dem Körper.

Matze verdrehte die Augen und sagte beim Hinausgehen:”Komme gleich wieder.” Caroline hielt das Hundekind in ihrer Hand und streichelte es.  Sie flüsterte ihm wieder liebevoll ins Ohr. Sie hoffte so sehr, dass Matze sich als Freund zeigen würde. Weiter hielt sie das kleine Leben dicht an ihrem Körper, um es warm zu halten und nahm den ersten Schluck Kaffee. Niemals zuvor hatte sie so eine schwarze Masse getrunken. Bitter, sämig, aber heiß, trank sie vorsichtig davon.

Schwungvoll öffnete sich die Tür. “Komm mit, ich bring euch an die richtige Adresse.” Carline blieb nichts anderes übrig, als diesem Matze zu vertrauen. Sonst wäre bald auch das letzte bisschen Leben aus dem Körper des Welpen verschwunden. Sie verstaute ihn wieder sicher in ihrer Jacke und folgte Matze nach draußen und ins Auto. Ganz wohl war Caroline nicht. Es war erst wenigen Stunden her, dass sie in ein ungarisches Auto gestiegen war, um dann allein auf einem Acker zu stehen.

“Du hast mir immer noch nicht deinen Namen verraten und was passiert ist.” Matze sah sie an, während er den Wagen durch Tatabányas Straßen lenkte, die immer kleiner und dunkler wurden.
“Caroline”, war alles, was sie herausbrachte. Ihr Herz begann zu rasen. Heute früh war die Situation genauso gewesen. Ein Ungar, ein Auto, viele Straßen. Zement schien sich auf ihre Atemwege zu legen. Sie atmete schwer.
“Bist du ok?” Matze hatte es bemerkt.
“Weiß nicht. Hauptsache, du verarscht mich nicht.”
“Wieso sollte ich. Ich bringe dich zu Eva. Sie ist für Tiere in Not die zuständige Person. Ich kenne sie und hab sie vorhin angerufen. Sie wartet auf uns. Sie ist sozusagen die Tierpolizei von Tatabánya.”
Caroline rang sich ein Lächeln ab. Sie hoffte sehr, dass das alles stimmte.

Als sie nach einigen Minuten Fahrt auf einer kleineren, beleuchteten Straße anhielten, war Caroline etwas beruhigter. Matze schien nicht gelogen zu haben, denn eine blonde Frau gestikulierte deutlich und redete laut. Matze antwortete und öffnete dann die Beifahrertür. Die Frau deutet unmissverständlich, dass Caroline folgen sollte. Sie öffnete ein Tor aus Holz, hinter dem viele Hunde bellten. Nachdem Caroline sich hineingeschlängelt hatte, schloss die Frau das Tor und ging auf eine kleine, beleuchtete Terrasse zu. Von dort aus konnte man die Treppe sehen, die ins Haus führte.

Caroline mochte sich nicht bewegen. Um sie herum waren überall Hunde. Einige sprangen an ihr hoch, andere standen abseits und bellten. Heisere, helle und bedächtige Stimmen mischten sich. Matze schob Caroline aber einfach weiter durch die Hundemenge und die Tiere beruhigten sich. Gemeinsam gingen sie die Treppe hoch. Im Haus öffnete Caroline ihre Jacke und nahm zärtlich den Welpen heraus.

Ein Schwall ungarischer Worte war die Reaktion. Die Frau nahm ihr den Kleinen ab und legte ihn auf einen vorbereiteten Platz auf der Arbeitsplatte in der Küche. Ein winziges Körbchen, mit einer Decke darin. Über dem Körbchen hing eine Rotlichtlampe, die sie sofort anmachte. Dann sprach sie wieder viele ungarische Wörter und machte sich in der Küche zu schaffen. Caroline beobachtete, wie sie geschickt eine Flasche mit Milchpulver zubereitete. Der Schwall ungarischer Wörter nahm kein Ende. Matze antwortete zwischendurch immer etwas und Caroline sah ihn ratlos an.

Als das winzige Fläschchen fertig war, nahm die Frau den Welpen und sie gingen ins Wohnzimmer, um sich zu setzen. Geschickt wurde der kraftlose Körper animiert, an dem kleinen Gummi zu saugen. Caroline schossen Tränen in die Augen, als das kleine Fellbündel dann reagierte und selbständig zu saugen begann.

Es gab sie also doch noch, die kleinen großen Wunder. Auch in Ungarn.

 

Fortsetzung folgt

2. Advent

Caroline strauchelte oftmal über den gefrorenen Boden. Sie war näher an die Autobahn gegangen, die vorbeirauschenden Fahrzeuge waren nun deutlich zu hören. Aber es war dunkel. Stockdunkel. Von Zeit zu Zeit öffnete sie ihre Jacke und sah nach dem Welpen. Er fiepste nicht mehr und fühlte sich immer noch unterkühlt an.

“Nicht aufgeben, mein Kleiner”, füsterte sie ihm zu. Caroline war sich nicht einmal sicher, ob der Zwerg noch lebte. Und sie wollte ihn auch nicht aus der Jacke nehmen um nachzusehen. Sie wollte so schnell es geht weiter. In diesem gottverlassenen Land musste es doch irgendwo Menschen geben!

Caroline wusste weder wie spät es war, noch wo sie sich befand. Und glücklicherweise gab es kein Hindernis, keinen Graben. Sie konnte einfach weiter in die Richtung laufen, in der sie die Lichter gesehen hatte. Es war nur beängstigend, dass sie nun keine mehr sehen konnte, dass diese Dunkelheit einfach kein Ende nahm.

Als sie sich einen Moment Zeit nahm und stehen blieb, fiel ihr auf, dass die Scheinwerfer der Autos im Nichts verschwanden und der Gegenverkehr plötzlich auftauchte. Es musste eine Biegung sein. Natürlich!  Caroline ging hastig weiter. Es konnte nur so sein, dass sie gleich hinter der Kurve auf Häuser stieß.

Wie einzelne Laternen leuchteten die Fenster des Dorfes, dass sich am Hang des Berges entlang schlängelte. Caroline versuchte noch schneller vorwärts zu kommen. “Gleich haben wir es geschafft. Gleich”, keuchte sie in die verschlossene Jacke und ging auf ein beleuchtetes Haus zu.

Es gab keine asphaltierte Straße, sondern gefrorenen Sand, der unbeleuchtet zwischen den Häusern lag. Ihre Schuhe zertraten mit jedem Schritt den frischen Frost und ihre Schritte knackten leise. Die Häuser lagen etwas zurück. Hohe Zäune oder Provisorien, die als solche gedacht waren, umgaben die Häuser. Hunde bellten laut und drohten auf den Grundstücken als sie vorbei ging. Keine Menchenseele war zu sehen. Nur die Hunde steckten einander an. Bald war die ganze Straße eine Allee aus bellenden Stimmen, durch die sie gehen musste. Caroline hatte Angst. Wie sollte sie so jemanden finden, der ihr helfen konnte? Diese Grundstücke waren bewacht wie ein Goldschatz. Nüchtern musste sie feststellen, dass ihre Angst vor den Hunden größer war, als ihr Mut.

Endlich erschien jemand auf der dunklen Straße. Caroline ging auf ihn zu. Ein älterer Mann in aufgeschlissenen Pantoffeln und einer ebenso durchgearbeiteten Latzhose guckte neugierig. Caroline ging auf ihn zu. Sein Gesichtsausdruck war grimmig und er schrie seine beiden Hunde auf dem Grundstück an, als Caroline ihn erreicht hatte. Urplötzlich waren sie still. Doch die anderen Hunden dachten gar nicht daran, leise zu sein. Ein Gespräch war nicht möglich. Carolie entschied sich, gleich mit der Tür ins Haus zu fallen, öffnete ihre Jacke und hob vorsichtig den kleinen Hund heraus. Er bewegte sich, Gott sei Dank! Er lebte! Caroline sah den Alten an und rief immer wieder : “Help, please! Help!”

Der Alte hob die Augenbrauen und schüttelte verständnislos mit dem Kopf. Dann redete er einen Schwall Ungarisch, der sich mit den Stimmen der Hunde vermischte und eine ganz neue Sprache ergab. Er winkte ab, tippte sich an die Stirn und ging. Er ging einfach wieder ins Haus und schloss die Tür hinter sich. Caroline stand wieder alleine auf der Straße. Als sie den Kleinen sicher in ihrer Jacke verstaut hatte, ging sie weiter über den gefrorenen Sandweg. Mit so einer Reaktion hatte sie nicht gerechnet. Ihr wurde warm und die Wut lies sie große Schritte machen. Es musste doch irgend einen Menschen in diesem Land geben, der jetzt helfen konnte!

Nachdem sie den Sandweg mit den wenigen Häusern verlassen hatte, kam sie auf  den Ort zu, der durch die Beleuchtung gut zu finden war. Immer wieder fragte sie sich, wieso dieser Mann ihr nicht geholfen hat. Und vielleicht war er ja derjenige, der den Sack auf den Acker geworfen hatte?

Der Weg wurde besser, die Straße befestigter. Caroline war froh als sie die kleine Stadt erreicht hatte. Auf dem Ortsschild las sie: Tatabánya. “Nun gut Tatabánya. Ich bin da”, sprach sie das Schild an und ging weiter in den Ort hinein. Es war wie überall. Autos fuhren auf der Straße, eine Bushaltestelle, an der Menschen zustiegen, bevor die Tür sich geräuschvoll schloss und der Bus startete. Caroline sah eine Tankstelle und einen Supermarkt. Sie entschied sich, den Supermarkt aufzusuchen. Viele Leute und vermutlich auch jemand, der englisch sprechen konnte.

Im Eingangsbereich sprach Caroline die Menschen höflich an, aber niemand hörte ihr zu. Vermutlich hielt man sie für eine Bettlerin. Eine ältere Frau beschimpfte sie sogar. Dann sah Caroline an sich herunter. Ihr Ausflug hatte unübersehbare Spuren hinterlassen. Ihre Hose war dreckig vom Hinknien und die Jacke sah auch nicht besser aus. Aber Caroline gab nicht auf. Sie nahm den kleinen Körper aus der Jacke und rief so laut sie konnte:”Hilfe! Warum hilft ihm denn keiner?”

Einige Menschen schauten sehr verwundert, aber ließen sie stehen. Caroline steckte den Welpen vorsichtig wieder in die Jacke und dann begann sie zu weinen. Wie konnte es ein, dass niemand hier Notiz von ihr und dem Hund nahm? Sie war erschöpft und ihre Wut war in Enttäuschung umgeschlagen. Dieses verdammte Land! Was sind das nur für Menschen? Erst Màté, der sie getäuscht und belogen hatte, und nun das. Sie zog sich aus dem Eingang zurück und setzte sich auf einen verrosteten Fahrradständer. Es war scheinbar sinnlos, weiter um Hilfe zu bitten. Sie war ebenso zurückgelassen worden, wie der Welpe in ihrer Jacke. Teilnahmslos gingen die Menschen ihren alltäglichen Beschäftigungen nach und Caroline wusste nicht, was sie tun sollte.

Caroline begann, sich über sich selbst zu ärgern und schalt sich eine Närrin. Allein in einem fremden Land, ohne Verständigungsmöglichkeit. Wenn sie zurück zur Tankstelle gegangen wäre, wäre sie sicher schon längst im Hotel, hätte mit Deutschland telefoniert und den Rückflug geplant. Die Polizei hätte schon dafür gesorgt, dass… Die Polizei! Neue Hoffnung keimte in ihr auf. Sie würde zur Polizei gehen. Auch Tatabànya musste eine Polizeistation haben!

3. Advent

Obwohl es noch früh am Abend war, leerten sich die Straßen Tatabányas schnell. Undenkbar, dass in Deutschland abends um 6 Uhr der Verkehr deutlich ruhiger wird. Caroline dachte darüber nach, während sie weiter unter den Scheinwerfern der Laternen die Polizeistation suchte.

Dort würde man wissen, an wen sie sich wenden kann. Und sie hatte entsetzlichen Durst, seit sie vom Supermarkt aufgebrochen war. Sicher würde sie auch ein Glas Wasser bekommen können. Was musste der Kleine in ihrer Jacke für einen entsetzlichen Durst haben? Wie lange er wohl schon dort gelegen hatte?

Viele Fragen ohne Antwort schwirrten durch ihren Kopf. Die Beschilderung in der Stadt war gut, aber nirgends fand sich ein Hinweis, dem sie folgen konnte. Daher ging sie immer weiter, unter einer Autobahnbrücke hindurch, auf der Hauptstraße. Wie lange sie gelaufen war, wusste sie nicht. Sie fühlte sich unendlich allein. Keine Fußgänger waren ihr begegnet, die sie hätte ansprechen können.

Natürlich hätte sie Passanten angesprochen und nachgefragt, wie sie zur Polizei kam. Aber dieses Mal ohne ihre Jacke zu öffnen und ihr Geheimnis preiszugeben. Doch es ergab sich keine Möglichkeit. Sie lief bis sie an hohen, hell erleuchteten Häusern ankam und endlich ein Lokal in Sichtweite war, in dem sie fragen konnte.

Entschlossen betrat sie das kleine Restaurant. Stimmengewirr und lautes Lachen kam ihr entgegen als sie die Tür öffnete. Es war warm. Einige starrten sie wegen der verdreckten Kleidung an, stießen mit dem Ellenbogen den Nachbarn an, um auf ihre schmutzige Erscheinung hinzuweisen. Caroline atmete tief ein und straffte den Rücken. Der ungarischen Gegenwind würde sie jetzt nicht davon abhalten zu fragen. Nein. Dafür hatte sie sich nicht die letzten Stunden abgekämpft.

Am Tresen wurde sie mit aufgerissenen Augen gemustert. Sie fragte dann in englisch nach dem Weg zur Polizeistation. Die Bedienung bedeutete ihr, dass sie einen Moment warten sollte, und verschwand. Caroline wurde von vielen Augen angestarrt. Die Blicke im Rücken ließen die Wut wieder aufflackern. Aber sie beherrschte sich und drehte sich nicht um, um den Gästen den Mittelfinger zu zeigen. “Arschlöcher”, murmelte sie stattdessen vor sich hin.
“Na, na. Was ist denn los?”  Eine tiefe Stimme fragte direkt an ihrem Ohr. Caroline drehte sich um und lächelte verlegen. Bevor sie antworten konnte, nahm der Fremde sie am Arm und lud sie ein mitzukommen. Er war groß, stämmig und hatte mehrere Tattoos auf den Armen. Er wirkt nicht sonderlich vertrauenerweckend.

Caroline sah die wieder erschienene Bedienung an, die ihren Blick nicht erwiderte. Sie folgte dem Fremden durch das Lokal in einen hinteren Raum. Der Fremde bot ihr einen Stuhl an und setzte sich daneben.

“Setz dich doch. Du suchst die Polizei, sagte mir Anna. Was ist passiert?” Caroline nahm Platz und sah ihn an. “Ich bin so froh, dass du deutsch sprichst. Ich suche die Polizeistation.”
“Du hast dich verlaufen?”
“Nein. Ich will einfach nur zur Polizei, bitte.” Caroline war unsicher, ob sie dem Fremden alles erzählen sollte und vor allem von dem Welpen. Bisher schienen Hunde hier nicht sehr beliebt zu sein.
“Okay. Ich kann dort für dich anrufen, dann werden sie sicher kommen. Aber denkst du das ist klug? Falls du was angestellt hast…”
“Ich habe nichts angestellt. Gar nichts”, fiel Caroline ihm laut ins Wort. “Ich brauche einfach Hilfe und niemand war bisher bereit dazu. Das ist alles.”
“Du siehst nicht so aus, wenn ich ehrlich sein soll. Willst du was essen?”
“Nein. Ich will nichts essen. Ich finde nur die Polizei nicht.”
“Die ist um diese Zeit auch nicht  mehr besetzt. Es wird etwas dauern, bis jemand kommt. Ich heiße übrigens Matze.”
“Oh nein. Wie lange wird es dauern?”
“Weiß nicht genau, aber bestimmt eine Stunde. Ungarische Zeit.” Matze grinste.
“Was bedeutet ungarische Zeit?” Caroline war verwirrt.
“Warte hier”, der Mann stand auf und kam einige Augenblicke später mit einem heißen Kaffee wieder, den er vor Caroline stellte. “Du siehst aus als könntest du einen gebrauchen.”
“Ein Schnaps wäre mir lieber, oder einen dreifachen am besten. Aber vielen Dank. Matze.”
Der Dampf, den der Kaffee in den Raum abgab, verriet ihr, dass sie sich noch etwas gedulden musste. “Und was bedeutet nun ungarische Zeit?”

Matze ging nicht auf ihre Frage ein.
“So. Nun sag mir doch erstmal, wie du heißt und was überhaupt los ist. Du sieht furchtbar aus. Vielleicht kann ich dir ja helfen.”
Caroline überlegte kurz. Der Kleine war sehr schwach gewesen, als sie ihn beim Supermarkt aus der Jacke geholt hatte. Wenn die Polizei nun noch ewig brauchte, bis sie eintraf, wäre wieder wertvolle Zeit für den Kleinen verstrichen. Dann sah sie Matze noch einmal an, bevor sie vorsichtig ihre Jacke öffnete und das schwarze kleine Fellknäuel herausnahm. Das Fell war jetzt trocken, aber es war kaum noch Spannung in dem Körper.

Matze verdrehte die Augen und sagte beim Hinausgehen:”Komme gleich wieder.” Caroline hielt das Hundekind in ihrer Hand und streichelte es.  Sie flüsterte ihm wieder liebevoll ins Ohr. Sie hoffte so sehr, dass Matze sich als Freund zeigen würde. Weiter hielt sie das kleine Leben dicht an ihrem Körper, um es warm zu halten und nahm den ersten Schluck Kaffee. Niemals zuvor hatte sie so eine schwarze Masse getrunken. Bitter, sämig, aber heiß, trank sie vorsichtig davon.

Schwungvoll öffnete sich die Tür. “Komm mit, ich bring euch an die richtige Adresse.” Carline blieb nichts anderes übrig, als diesem Matze zu vertrauen. Sonst wäre bald auch das letzte bisschen Leben aus dem Körper des Welpen verschwunden. Sie verstaute ihn wieder sicher in ihrer Jacke und folgte Matze nach draußen und ins Auto. Ganz wohl war Caroline nicht. Es war erst wenigen Stunden her, dass sie in ein ungarisches Auto gestiegen war, um dann allein auf einem Acker zu stehen.

“Du hast mir immer noch nicht deinen Namen verraten und was passiert ist.” Matze sah sie an, während er den Wagen durch Tatabányas Straßen lenkte, die immer kleiner und dunkler wurden.
“Caroline”, war alles, was sie herausbrachte. Ihr Herz begann zu rasen. Heute früh war die Situation genauso gewesen. Ein Ungar, ein Auto, viele Straßen. Zement schien sich auf ihre Atemwege zu legen. Sie atmete schwer.
“Bist du ok?” Matze hatte es bemerkt.
“Weiß nicht. Hauptsache, du verarscht mich nicht.”
“Wieso sollte ich. Ich bringe dich zu Eva. Sie ist für Tiere in Not die zuständige Person. Ich kenne sie und hab sie vorhin angerufen. Sie wartet auf uns. Sie ist sozusagen die Tierpolizei von Tatabánya.”
Caroline rang sich ein Lächeln ab. Sie hoffte sehr, dass das alles stimmte.

Als sie nach einigen Minuten Fahrt auf einer kleineren, beleuchteten Straße anhielten, war Caroline etwas beruhigter. Matze schien nicht gelogen zu haben, denn eine blonde Frau gestikulierte deutlich und redete laut. Matze antwortete und öffnete dann die Beifahrertür. Die Frau deutet unmissverständlich, dass Caroline folgen sollte. Sie öffnete ein Tor aus Holz, hinter dem viele Hunde bellten. Nachdem Caroline sich hineingeschlängelt hatte, schloss die Frau das Tor und ging auf eine kleine, beleuchtete Terrasse zu. Von dort aus konnte man die Treppe sehen, die ins Haus führte.

Caroline mochte sich nicht bewegen. Um sie herum waren überall Hunde. Einige sprangen an ihr hoch, andere standen abseits und bellten. Heisere, helle und bedächtige Stimmen mischten sich. Matze schob Caroline aber einfach weiter durch die Hundemenge und die Tiere beruhigten sich. Gemeinsam gingen sie die Treppe hoch. Im Haus öffnete Caroline ihre Jacke und nahm zärtlich den Welpen heraus.

Ein Schwall ungarischer Worte war die Reaktion. Die Frau nahm ihr den Kleinen ab und legte ihn auf einen vorbereiteten Platz auf der Arbeitsplatte in der Küche. Ein winziges Körbchen, mit einer Decke darin. Über dem Körbchen hing eine Rotlichtlampe, die sie sofort anmachte. Dann sprach sie wieder viele ungarische Wörter und machte sich in der Küche zu schaffen. Caroline beobachtete, wie sie geschickt eine Flasche mit Milchpulver zubereitete. Der Schwall ungarischer Wörter nahm kein Ende. Matze antwortete zwischendurch immer etwas und Caroline sah ihn ratlos an.

Als das winzige Fläschchen fertig war, nahm die Frau den Welpen und sie gingen ins Wohnzimmer, um sich zu setzen. Geschickt wurde der kraftlose Körper animiert, an dem kleinen Gummi zu saugen. Caroline schossen Tränen in die Augen, als das kleine Fellbündel dann reagierte und selbständig zu saugen begann.

Es gab sie also doch noch, die kleinen großen Wunder. Auch in Ungarn.

 

 

Fortsetzung folgt

 

4. Advent

Es waren nur ein paar Milliliter, die der kleine Knopf trinken konnte. Doch Eva schien zufrieden. Caroline hatte schweigend zugesehen, während Eva und Matze sprachen. “Kicsi, Kicsi… Edés…”, sprach Eva zwischendurch immer wieder den Welpen an und flüsterte ihm noch anderes zu. Am Tonfall konnte man erkennen, dass sie ihn ermunterte. Dann drehte sie den Kleinen auf den Rücken und massierte vorsichtig das Bäuchlein. Sofort begann der Hund seine Notdurft zu verrichten. So etwas hatte Caroline noch nie gesehen.

Ihr erstaunter Blick war wohl eindeutig, denn Eva erklärte und Matze übersetzte für sie.
“Er ist noch zu klein. Normalerweise massieren die Mütter beim Abschlecken den Darm, damit alles funktioniert. Jetzt muss das eben der Mensch machen.”
“Das hab ich nicht gewusst”, antwortete Caroline.
“Er ist noch keinen Monat alt. Eva sagt, er hat eine Chance. Du hast ihm diese Chance geschenkt. Gut gemacht, Caroline.” Matze lächelte. Die Bedrohung, die Caroline noch in der Gaststätte empfunden hatte, war verflogen. Ein Mann wie ein Bär, tätowiert soweit man sehen konnte, mit einem großen Herz für den kleinen Hund. Caroline lächelte zurück.

“Was wird aus ihm?”, wollte sie wissen.
“Hm, das weiß wohl niemand genau. Wenn er überlebt und alt genug ist, wird er ins Tierheim kommen. Eva betreibt ein Tierheim hier. Vielleicht finden sich nette Menschen, die ihn aufnehmen. Aber das ist jetzt erstmal unwichtig. Jetzt erzähl du erstmal. Was tust du mit einem Welpen in der Jacke in Tatabánya?”

Eva ging in die Küche und legte den Welpen unter die wärmende Lampe, hantierte mit dem Fläschchen und in den Schränken. Caroline war so glücklich darüber, dass der Kleine versorgt war, dass sie ihre eigenen Probleme für einen Moment vergessen hatte.

Eva schwieg, ganz entgegen dem, was Caroline bis jetzt von ihr kennen gelernt hatte. Sie stellte Weißbrot und Käse auf den Esstisch und brühte Kaffee. Dann deutete sie Caroline und Matze, sich zu setzen. Als alle Platz genommen hatten und Matze und Eva aßen, begann Caroline zu erzählen.

Sie erzählte wie sie nach Ungarn gekommen war. Von einem Date, das auf einer Tankstelle an der Autobahn abrupt endete, dem Plastiksack und ihrem Fußmarsch nach Tatabánya. Sie begann zu weinen, während sie redete.

Matze übersetzte dann für Eva. Eva rutschte mit ihrem Stuhl ganz nah an Caroline heran, nahm sie in den Arm.
“Ich muss wirklich zur Polizei und mich da melden”, schniefte sie, als sie fertig war mit ihrer Erzählung.
“Ja, das denke ich auch. Aber erst morgen. Ich schlage vor, ich rufe jetzt die Polizei an, damit sie wissen, dass du nicht mehr an der Tanke rumirrst. Okay?”

Matze und Eva sprachen sich ab. Eva reichte Caroline das Brot und deutete ihr an, etwas zu essen. Caroline war dankbar für die Fürsorge und stellte fest, dass das ungarische Brot vorzüglich schmeckte.

Matze suchte im Handy nach der Telefonnummer der Budapester Polizei. “Ich muss aber ja noch zurück ins Hotel”, murmelte Caroline zwischen zwei Bissen.

Matze winkte nur ab während er versuchte, Anschluss zur Wache zu bekommen. Als die Verbindung stand ging er im Raum auf und ab, während er sprach. Eva ging immer mal wieder in die Küche, sah nach dem Welpen und brachte frischen Kaffee. Aufmunternd lächelte sie Caroline öfter mal zu.

Nachdem das Telefonat beendet war setzte Matze sich wieder. “Alles gut. Sie hatten dich tatsächlich schon auf der Vermissten-Liste. Und sie geben auch im Hotel bescheid. Dort checkst du morgen aus. Ich lege das Zimmer für dich aus, damit du nicht Teller waschen musst über Weihnachten.” Unverschämt und breit grinste Matze Caroline an.

“Sehr witzig.” Caroline war nicht zum Spaßen zumute.”Mein Flieger geht erst in vier Tagen. Und ich habe noch nicht umgebucht. Wo soll ich deiner Meinung nach dann wohnen?”

“Na, hier!”, Matze lachte, “oder willst du dein Baby alleine zurück lassen? Eva hat das vorgeschlagen und du kannst heute Nacht erstmal hier bleiben. Morgen sehen wir dann weiter.” Eva umarmte sie wieder herzlich. Dann nahm sie Caroline an der Hand und zog sie in die Küche zu dem kleinen Kerl unter der Lampe. Sie redete ungarisch, Caroline verstand kein Wort.

Matze rief dann von weitem: “Du sollst ihm einen Namen geben. Deinem Baby.” Zärtlich streichelte Caroline mit dem Finger über das schwarze Fell. “Es ist ein Rüde, habe ich gesehen. Ich denke er soll Niko heißen.”

“Ah, Niko! Okay!”, strahlte Eva. Dann bereitete sie wieder ein Fläschchen vor während Caroline den kleinen Niko liebkoste. Eva sprach mit Matze viele ungarische Wörter, bis Matze fragte:
” Was arbeitest du, will Eva wissen?”
“Ich? Ich bin Krankenschwester im Urlaub.”
“Prima, sowas kann Eva bestimmt gut brauchen.” Matze war begeistert und wiederholte die frohe Botschaft ebenso begeistert auf ungarisch.

Anerkennend nickte Eva und sagte immer wieder:” Super, Super!” Caroline konnte sich schwer von Nikos Anblick losreißen. Doch sie räumte dann gemeinsam mit Matze den Tisch ab, bevor sie sich zwischen drei Hunde aufs Sofa setzte. Die Hunde rutschten dicht an sie heran und Caroline streichelte das weiche Fell.

Eva kam mit Niko dazu, um ihm wieder etwas zu trinken anzubieten. Niko war ein Kämpfer, denn er nahm die angebotene Welpenmilch gierig an. Zufrieden nickte Eva. Es würde noch ein wenig dauern, bis der Kleine wieder ganz auf den Pfoten war, aber die Chancen stiegen mit jedem Schluck, den er zu sich nahm.

Matze und Eva redeten ungarisch und Caroline wurde sehr müde. Was für ein Tag. Die Erlebnisse eines Tages reichten aus, um ein ganzes Buch darüber zu schreiben. Doch sie hatte es geschafft. Der kleine Niko war in Sicherheit.

Dafür hatte sich jede einzelne Minute gelohnt. Als das ungarische Gespräch beendet war, nahm Eva neben Caroline Platz. Sie legte Nico auf den Rücken und reichte ihn Caroline. Dann zeigte sie ihr, wie man das winzige Bäuchlein mit kreisenden Bewegungen in Schwung brachte. Caroline verstand sehr schnell und es dauerte nicht lange, bis Niko sich auf dem untergelegten Handtuch entleerte. Alle freuten sich über die funktionierenden Reflexe.

Caroline betrachtete den kleinen Überlebenskünstler zärtlich und verstand einmal mehr nicht, wie herzlos manche Menschen sein konnten. Nachdem Niko versorgt war verabschiedete Matze sich. Er würde morgen früh wiederkommen.

Eva brachte Caroline eine Decke, die sie dankbar annahm. In der gemütlichen Sofaecke unter der Decke kuschelte sich ein kleinerer Hund an. Caroline wurde sehr müde und auch Eva deutete ihr, dass sie sich nun ins Bett zurückziehen würde.

 

Die Nacht war mehrfach unterbrochen von den Geräuschen, die aus der Küche kamen, wenn Eva ein Fläschchen machte und Niko etwas zu trinken anbot. Caroline konnte die Augen nicht aufhalten und schlief, trotzdem Niko versorgt wurde immer, wieder ein.

Der Tag begann für Caroline ebenso müde wie er geendet hatte. Es war noch nicht einmal sechs Uhr früh, als sie wach wurde, weil Eva laut telefonierte. Sie trug Niko dicht an ihrem Körper. Caroline war schlagartig wach, als sie das besorgte Gesicht Evas sah. Nachdem Eva das Telefonat beendet hatte, redete sie weiter ungarisch auf Caroline ein. Sie verstand kein Wort, aber das unberührte Fläschchen auf dem Tisch und der matte Körper Nikos sprachen eine eindeutige Sprache. Eva gab Niko vorsichtig in Carolines Hände und verschwand in einen Raum.

Der kleine schwarze Körper war kalt und atmete schwer. Zu schwer. Der Rippenbogen weitete sich aus und das kleine Bäuchlein schien aufgebläht. Caroline hielt seinen Kopf höher, damit er besser Luft bekam. Doch das starke Pumpen seiner Zwerchfellmuskulatur verriet, wie schwer Niko kämpfte. Caroline flüsterte Niko zu, immer wieder sagte sie ihm: “Niko, bitte! Nicht aufgeben. Wir haben es doch geschafft. Du darfst jetzt nicht sterben. Kämpfe kleiner Mann, kämpfe!”

Eva kam vollständig bekleidet aus ihrem Zimmer und lächelte Caroline unglücklich an. Plötzlich begannen die Hunde zu bellen. Mit einem irrsinnigen Getöse war es mit der Ruhe vorbei. Viele Pfoten setzen sich in Bewegung und rannten zur Tür. Eva folgte ihnen und ließ einen Mann herein, der sich nicht von der bellenden Meute beeindrucken ließ. Der Mann trug eine Tasche bei sich und Eva redetete laut auf ihn ein, während er unbeirrt auf Caroline zuging.

“Good morning”, sagte er und Caroline reichte ihm Niko. Sofort ging er mit dem Welpen in die Küche, wo Niko ausgiebig untersucht wurde. Caroline ging zögernd hinterher. Sie beobachtete das Geschehen und brauchte allen Mut, um sich dazuzustellen. Sie war Krankenschwester. Sie hatte täglich mit Menschen zu tun, die untersucht wurden und auch sehr krank waren. Aber dieses kleine Wesen hier berührte Caroline auf eine ganz besondere Weise. Sie hatte Angst um Niko und versprach ihm in diesem Moment, dass sie für immer zusammenbleiben würden.

Leise redete der Tierarzt mit Eva. Die Minen verhießen nichts Gutes. Blicke wurden getauscht. Niko bekam eine Spritze. Er schrie, als die Nadel seinen Muskel traf. Caroline liefen die Tränen über das Gesicht. Immer noch pumpte Niko entsetzlich. Sein Körper hob und senkte sich überdimensional für Carolines Emfinden.

Nachdem der Kleine versorgt war, gab Eva ihn in Carolines Obhut. Caroline hielt ihn zärtlich und nah an ihrem Körper, immer bemüht ihm die Atmung zu erleichtern. Sie setze sich wieder auf das Sofa und streichelte ihn leicht mit dem Finger. Eva und der Tierarzt redeten in der Küche weiter, während Kaffee gekocht wurde. Dann setze sich der Tierarzt zu Caroline.

“There is only a little chance for him.” Bedauernd sah er Caroline ins Gesicht. Caroline begann wieder zu weinen. “Why, what happend?”, fragte sie nach. “He is very weak. He has pneunomia. It´s hard for him and you, but we´ve done for him what we could.”

Eva brachte den Kaffee und ein betretendes Schweigen breitete sich aus. Der kleine Körper atmete nun flacher, aber die Atemzüge wurden weniger. Caroline bemerkte es sofort. “Bitte Niko, bitte,” flehte sie, “verlass mich jetzt nicht.” Ganz zart hielt sie den Welpen an sich gedrückt und weinte leise, während das Leben aus dem kleinen Körper wich. Eva setzte sich neben sie und der Tierarzt legte ihr tröstend die Hand auf den Oberarm, mit dem sie Niko festhielt.

Das Telefon klingelte durchdringend und als Eva sprach, war der Raum schnell erfüllt von ungarischen Wörtern. Der Tierarzt horchte ebenfalls auf und Eva erklärte ihm kurz, was passiert sein musste, während sie die nächste Nummer anrief und dann wieder ins Telefon sprach.

“The next problem”,  erklärte der Tierarzt Caroline und wandte sich dem Becher Kaffee zu. Es war nur ein kurzes Gespräch, das Eva geführt hatte. Umso länger redete sie nun mit dem Tierarzt, während Caroline weiter den toten Niko in ihren Armen hielt und ihn streichelte.

Nur einige Minuten später bellten die Hunde erneut, liefen zur Tür. Matze trat ein und Eva und der Tierarzt machten sich auf zu gehen. Sie redeten kurz miteinander und dann war sie alleine mit Matze und Niko. Matze setze sich zu ihr. Er sah noch sehr verschlafen aus.
“Eva hat mich angerufen und mich gebeten zu kommen. Sie musste los. Es ist wieder ein Hund gefunden worden”, erklärte er kurz. Dann streichelte er das Fell Nikos und sagte aufrichtig “Es tut mir leid.”
Caroline weinte und Matze nahm sie in den Arm. “Komm mal her”, sagte er und hielt Caroline fest.
Nachdem Caroline sich etwas gefangen hatte, ließ er sie los.

“Tut mir leid”, schluchzte sie leise.

Matze lächelte ihr zu. “Ich kann dich gut verstehen und ich hab’ so gehofft, dass der Kleine es schafft.”
“Ja, ich weiß.” Caroline versuchte ein freundliches Lächeln. Dann stand sie auf und brachte Niko zurück in die Küche. Vorsichtig legte sie den Welpen in das Körbchen, deckte seinen Körper mit einem Stück Decke zu, als würde er schlafen. Matze drückte den Ausschalter der Rotlichtlampe und legte seinen Arm um sie, während sie Niko betrachteten.
“Ihm tut jetzt nichts mehr weh”, sagte er leise.
“Ja, und er ist frei. Endlich frei”, fügte Caroline hinzu.
Matze zog sie mit sich ins Wohnzimmer, holte  dann einen Kaffee, den sie schweigend tranken.
“Und nun müssen wir los”, bemerkte er. “Wir fahren jetzt zur Polizei, die warten schon auf uns.” Caroline hatte wirklich gar keine Lust, aber Matze hatte recht. Sie musste sich jetzt endlich einmal um alles kümmern und auch Zuhause bescheid geben.

Der Gang zur Polizei war mit Matzes Hilfe nur halb so schlimm. Es gab allerdings nur wenige Hinweise, die sie über Máté geben konnte und wer weiß, ob das überhaupt sein richtiger Name war? Das einzige, was sie mit Sicherheit sagen konnte, war in welchem Chat sie ihn kennen gelernt hatte. Aber dort war er ja bei ihrer Ankunft schon nicht mehr aufrufbar gewesen. Die Polizisten notierten sich alle Hinweise und versprachen. sich zu melden, falls es Hinweise zu dem Gesuchten gäbe.

Mit Matzes Handy telefonierte sie nach Hause und bat dort darum, ihre EC- und Handy- Karte sofort sperren zu lassen. Das Rückticket war zum Glück im Hotelzimmer und die Kosten für das Zimmer wurden ebenfalls von Deutschland aus gezahlt werden können.

Caroline empfand das alles plötzlich so unwichtig. Es spielte plötzlich nur noch eine untergeordnete Rolle und der Schmerz, den sie empfunden hatte, als Màtè sie stehen ließ, war verblasst. Was bedeutete das alles schon im Gegensatz zu dem, was sie heute früh erleben musste.

Es war fast Mittag, als sie ihre Sachen aus dem Hotel brachte und in Matzes Auto verstaute. Matze war wirklich sehr nett zu ihr gewesen und sie konnte ihn jetzt nicht einmal die ganzen Auslagen für die Fahrerei erstatten. Während sie Budapest verließen klingelt Matzes Handy und nach dem Telefonat schaute er Caroline an.

“Wir werden schon sehnsüchtig erwartet.”
“Von wem?”
“Eva. Sie fragt wann wir wieder in Tatabánya sind. Du wirst scheinbar gebraucht.” Matze grinste  sie wieder breit an, bevor er Gas gab und auf ungarische Art über die Autobahn raste.

In Tatabánya fuhr Matze direkt ins Tierheim. Caroline hatte bisher so ein Tierheim noch nie betreten. Eine Schar von Hunde lief im Innenhof, Mitarbeiter in warmer Arbeitskluft und Gummistiefeln liefen beschäftigt über den Hof.

Hunde in jeder Größe und Farbe begrüßten Caroline und Matze freundlich und rannten dann wieder gemeinsam im Areal. Sie spielten miteinander. Eva kam auf die Ankömmlinge zu, begrüßte Matze, streichelte Caroline mitfühlend über die Wange und fragte:
“Ok?” Caroline nickte. Was hätte sie sonst tun sollen? Dann zog Eva Matze mit sich und Caroline sah sich näher um. Sie ging auf das eine  Gebäude zu, das noch nicht ganz fertig aussah. Es waren Hundestimmen zu hören, doch ein Zaun hinderte sie, dort rein zu kommen.

Daher betrat sie das ältere Gebäude. Dort roch es seltsam und Caroline ging dem Geruch nach. Eine Frau stand an einem riesigen Topf, der auf einem offenen Feuer stand und rührte darin. Das was da gekocht wurde, hatte den Geruch verbreitet.

In dem Raum standen noch Boxen, in denen Hunde saßen. Welpen, kleinere Hunde und ein großer Hund, die das Rühren wie einen spannenden Krimi beobachteten. Sofort wedelte es in der Box, die Caroline näher betrachtete und die Welpen begann zu jammern. Sie wollten raus. Caroline hielt ihre Hand an das Gitter und aufgeregt leckten und knabberten die Welpen an ihr.

Caroline lächelte die Frau an und ging dann wieder in den Hof. Sie atmete tief durch. Ihr war übel. Sie konnte aber nicht sagen, ob der Gestank des Topfes oder das Schicksal der Hunde der Grund dafür waren.

Im Hof liefen nun andere Hunde. Caroline wurde angesprungen und angebettelt. Sie bettelten um ihre Hand, drängten sich an ihre Beine oder legte sich auf den Rücken, um gestreichelt zu werden.

Matze fand Caroline inmitten von fünf Hunden. “Kommst du?”, lud er sie ein. Er führte Caroline zurück in das alte Gebäude und ging vorweg. Vor einer Tür stand eine mit Flüssigkeit gefüllte flache Schale auf dem Fußboden, eine große Flasche Desinfektionsmittel war ebenfalls zur Benutzung bereit.

Matze trat mit den Schuhen in die Fußschale, desinfizierte sich die Hände und ging dann erst durch die Tür. Caroline machte es ihm nach und dann folgte sie ihm in das fast fertig aussehende neue Gebäude. Sie standen in einem Behandlungszimmer. Eine kleine Wanne für medizinische Bäder, einige Boxen, Schränke mit Verbandmaterial und ein metallener Tisch standen darin. “Was ist los?”, fragte Caroline. Matze lehnte sich gegen den Tisch.

“Eva hat uns gerufen, um dir was zu zeigen und um deine Hilfe zu bitten. Es sind wieder Welpen gefunden worden. Zwei von ihnen sind verletzt, haben eine Fleischwunde. Du könntest dich nützlich machen.”
“Ich weiß nicht.”
“Was weißt du nicht? Ob du helfen kannst?”
“Ich weiß nicht. ob ich es nochmal ertrage, wenn das wieder wie mit Niko passiert.”
Matze schwieg einen Moment bevor er antwortete.
“Ich verstehe dich, alle hier tun das. Aber vielleicht wird genau das geschehen, wenn du dich jetzt nicht überwindest und hilfst. Die Kleinen brauchen Hilfe. Und du kannst helfen. Außerdem hat die Polizei mich angeklingelt. Es kommt gleich auch noch ein Beamter, der einige Fragen hat. Hierher. Also wir bleiben sowieso da. Du hast also keine Wahl.”

Das breite Grinsen von Matze war einfach unschlagbar. Caroline musste lachen. Er war frech und er hatte natürlich recht.
“Ja gut, dann zeig her. Wo ist eigentlich Eva?”
“Das ist ja das Problem. Sie ist schon wieder zum nächsten Notfall unterwegs und die Welpen müssen versorgt werden. Darum hab ich dich ja gefragt.”

Matze ging voraus, öffnete die nächste Tür und stand mitten in dem neuen Trakt, der an einigen Stellen noch nach Baustelle aussah. Caroline ging den Gang entlang. Vorbei an kleinen, bunt gefliesten Buchten, in denen sich lautstark Welpen an das Gitter drängten und protestierten. Die letzte Gittertür öffnete Matze und ging hinein.

Er reichte Caroline vorsichtig einen Welpen herüber und nahm selber in jede Hand einen Hund. Dann gingen sie zurück ins Behandlungszimmer. Matze setzte seine beiden Welpen in einer Box ab. Der kleine Kopf des Hundes, den Caroline auf dem Tisch absetzte, hing nach unten. Sein Rücken war rund nach oben gebogen. Caroline tastete jede Rippe. Der Hund war sehr mager und die Augen hatten einen traurigen Ausdruck.
Geschickt fühlte Caroline den Welpen ab. Sie fand nur eine kleinere Fleischwunde im Schulterbereich. “Was haben wir zum Reinigen?”, fragte sie Matze. Matze öffnete einen der Schränke, stellte ihr dann eine große grüne Flasche auf den Tisch.

“Such nochmal nach sterilen Kompressen, bitte.” Matze gehorchte und Caroline machte sich daran, die Wunde im Fell so gut es ging freizulegen. Dann tränkte sie großzügig einige Kompressen mit der Lösung und trug sie auf die Wunde auf. Caroline erkundigte sich, was der Tierarzt zu den Neuankömmlingen gesagt hatte und Matze grinste. Er schwieg für einen Moment und Caroline sah zu ihm auf. “Was ist?”, wollte sie wissen. “Ich genieße dich bei der Arbeit.” Das Grinsen blieb.
“Der Tierarzt hat sie schon gesehen und behandelt. Es war nur keine Zeit für die Wundversorgung. Denn er musste los und Eva wurde schon wieder zu einem Nothund gerufen. Da warst du unsere Rettung.”

Caroline behandelte einen Welpen nach dem anderen gewissenhaft. “Ich werde diesen hier später noch einmal ansehen und die Wunden nochmal sauber machen”, nickte sie entschlossen zu ihren Worten. Gemeinsam brachten sie die Welpen zurück ins Welpenhaus. Caroline hockte sich an ein anderes Gitter, wo die Hunde sich lautstark bemerkbar machten. Sie bettelten um Aufmerksamkeit. Sie versuchten, die kleinen Nasen durch das Gitter zu stecken, die Ruten wedelten aufgeregt hin und her. Matze lehnte sich an die Außenwand und beobachtete sie. Caroline wandte sich dann dem nächsten Zwinger zu. Wieder wurde sie mit großem Hallo begrüßt und es zerriss ihr das Herz. “Wenigstens seid ihr nicht in einem Plastiksack auf dem Acker”, flüsterte sie ihnen zu. “Alles wird gut, ihr Süßen.” Als sie sich erhob, um zu gehen, und einen letzen Blick in die Bucht warf, sah sie einen schwarzen Welpen, der abseits in der Ecke schüchtern die anderen beobachtete.

“Was ist mit dem dahinten denn?” Matze trat heran. “Warte, wir gucken mal.” Matze öffnete das Gitter und ging vorsichtig zwischen den tanzenden Hunden zu dem eingeschüchterten Welpen, um ihn mit hinaus zu nehmen.
Im Behandlungszimmer untersuchte Caroline den Hund. Es war keine Verletzung festzustellen. Aber er wirkte überhaupt nicht fröhlich wie die anderen aus dem Zwinger. “Was fehlt dir denn, kleiner Mann?” Caroline sprach zärtlich mit dem kleinen Rüden als die Tür sich öffnete und eine Mitarbeiterin Matze etwas zurief.
“Der Polizist ist da, wir müssen gehen. Und Kitti hat gesagt, dass dieser Welpe nicht zu dem restlichen Wurf gehört. Er wurde alleine gefunden. Die anderen mobben ihn ein wenig. Deshalb ist er so eingeschüchtert.”
“Wie traurig. Kann ich ihn mitnehmen zum Gespräch?”
“Nein, lieber nicht.” ”
Aber er tut mir so leid. Und schau mal, er sieht fast aus wie Niko.” Caroline wurde traurig. Matze nickte verstehend brachte den Kleinen zurück in seinen Zwinger. Die anderen Welpen waren ungestüm und wild. Der kleine Schwarze zog sich sofort wieder in die hinterste Ecke zurück, wo Caroline ihn zufällig entdeckt hatte. Sofort kam ein größerer Brauner und wies ihn zurecht. Es zerriss Caroline das Herz, mit anzusehen, wie unglücklich und alleine der Hund da saß.

Der Polizist wartete bereits auf Caroline. Als er sich zu ihr umdrehte und ihr die Hand reichte, sagte er in perfektem Deutsch: “Guten Tag.” Caroline erwiderte überrascht den Gruß. Irgendwie kam er ihr bekannt vor.

“Das ist ja ein Ding, das wir uns hier wiedertreffen”, fuhr er fort. Caroline fielen die strahlend blauen Augen auf. Diese Augen hatte sie schon einmal gesehen. Im Flughafen.
“Ja, das ist echt ein Ding”, antwortete sie freundlich. Der Polizist erklärte, dass er seit fünf Jahre in Ungarn lebte und mit einer Ungarin verheiratet sei. Und immer, wenn irgendwo ein deutschsprachiges Problem auftauchte, müsse er sich darum kümmern. Caroline war froh darüber, dass keine Sprachbarriere bestand und erzählte nochmal alles in Kürze.

Der Blauäugige erzählte daraufhin, dass inzwischen im Internet nach Màtè recherchiert und gesucht wurde und dass sie mit Hilfe von Computerexperten bereits eine Spur hatten. Dann bat er Caroline, mit zu seinem Auto zu kommen. Er öffnete den Kofferraum in der Carolines Handtasche lag. Die Tasche war auf einem Parkplatz in Richtung Budapest gefunden worden. Caroline untersuchte den Inhalt und nannte das fehlende Handy. Ihr Portemonaie mit den Papieren hatte Màté zum Glück nicht herausgenommen. Nur das Geld fehlte. Caroline unterschrieb den Empfang ihrer Tasche und der Beamte verabschiedete sich mit dem Versprechen, sie auf dem Laufenden zu halten.

Matze wartete im Eingangsbereich des Tierheims. Er hatte sich hingehockt und ein bunter Hund drückte sich eng an ihn, um gestreichelt zu werden.
“Alles ok?”, fragte er.
“Ja, ja. Alles gut. sollen wir nochmal nach dem Welpen mit der großen Schnittwunde sehen?”
“Können wir.”

Nachdem Matze den Hund nach erneuter Versorgung zurückbrachte, ging Caroline zu den kleinen Bucht, in dem der Schwarze saß. Er saß mit dem Kopf zur Wand. Am liebsten hätte er sich unsichtbar gemacht. Wie unglücklich er war. Matze stellte sich neben sie, legte freundschaftlich ihren Arm um sie.
“Nicht alle Geschichten gehen gut aus”, sagte er.
“Ich weiß. Das hast du mir heute morgen schon gesagt, aber es erscheint mir so ungerecht. Und es muss doch auch Geschichten geben, die gut ausgehen.”
“Die gibt es bestimmt.”
“Auch für ihn?” Caroline sah Matze an.
“Ich weiß es nicht”, antwortete er wahrheitsgemäß.

Es dämmerte schon als Eva eintraf. Laut gestikulierend redete sie im gewohnten ungarischen Schwall. Caroline nahm an wegen der Welpen und der Versorgung, die sie gemacht hatte.
“Köszi, Köszi”, sagte Eva und nahm Caroline in den Arm.

Caroline bat Matze, nach dem Schwarzen zu fragen.
“Der kleine ist schon vier Wochen hier. Er wurde morgens in der Welpenklappe gefunden. Die anderen saßen im Karton auf der Autobahn. Eva weiß, dass es nicht so gut läuft zwischen allen, aber sie hat keinen Patz. Die Alternative wäre eine Box. Das ist auch schlecht.”
“Stimmt”, nickte Caroline. Eva redetet wieder und Matze antwortete.
“Sie sagt, er ist alt genug, um vermittelt zu werden. Aber leider zeigt er sich nicht aufgeschlossen wenn Interessenten kommen.”
“Wie denn auch?”, Caroline war völlig klar, dass die Menschen, die hier herkamen, um einen Hund zu adoptieren sich lieber für die fröhlichen und lustig wedelnden entschieden.
“Kann ich ihn mitnehmen?”, fragte sie Eva. “Er wird Nikos Platz einnehmen in meinem Leben.” Caroline war fest entschlossen. Diese Geschichte sollte gut ausgehen, wenigstens diese!
“Wie mitnehmen? Wohin, wie meinst du das? Mit zu Eva oder nach Deutschland?” Matze wollte es ganz genau wissen.
“Beides. Ich muss ihn mitnehmen, am besten jetzt.” Matze übersetzte und Eva stimmte zu. Caroline war überglücklich, als sie den Schwarzen im Arm hielt. Er rührte sich nicht vor Unsicherheit, doch sie wusste, dass sie das Richtige tat. “Mein kleiner Käfer, jetzt wird alles gut”, flüsterte sie ihm zärtlich zu. Matze lachte.
“Das heißt auf ungarisch kis bogár. Nun hat das Kind schon einen Namen.”

Die Mitarbeiter verließen das Tierheim, sie hatten Feierabend. Eva und Matze redeten ununterbrochen, während Eva das Licht löschte und die Türen abschloss. Matze lud Caroline ein, mit ihm zu fahren. Sie würden Eva beim Abendessen in Matzes Lokal wiedersehen. Caroline hatte Kis Bogár in ihrer Jacke untergebracht und sie fühlte seine Wärme.

“Fahren wir morgen wieder hin?”, fragte sie Matze. “Ich möchte nochmal nach den Welpen mit der Schnittwunde sehen.” Matze grinste überdimensional breit.
“Wir?” Caroline lachte ihn an.
“Ja, wir. Oder ich. Falls du nicht mitkommen willst. Aber ich möchte gern helfen. Es hat gut getan. Konnte ich Niko auch nicht helfen, so sind da noch so viele, so unendlich viele, denen ich helfen kann. Danke Matze.”
“Gerne. Und ich bring dich natürlich wieder da hin morgen. Kein Problem. Doch was tun wir nur ohne dich nach Weihnachten.” Nun war es Caroline, die breit grinste.
“Ach, ihr seid vorher auch zurecht gekommen. Und dann, wer weiß, sehen wir uns vielleicht wieder?”
“Das hoffe ich doch! Und natürlich Kis Bogár!”
“Ja, auch meinen Bogár. Du, Matze. Ich kann Eva gerade gar nicht das Geld für den Kleinen geben. Ob du ihr ausrichtest, dass ich das von Deutschland aus regel?”
“Kein Problem, Eva weiß ja um deine Armut. Mach dir keine Gedanken.”
“Danke Matze, danke für alles! Und in dem ganzen Trubel weiß ich gar nicht, was du hier in Ungarn machst? Und wieso hast du ein ungarisches Lokal? Woher kommst du?”

Matze lenkte den Wagen sicher durch den ungarischen Verkehr, grinste sie breit an und sagte:
“Das, meine liebe Caroline, ist eine andere Geschichte.”

spotty

Geliebter Matthias!

So habe ich dich nur in den seltensten Fällen genannt. Das zeigt dir schon, wie ernst das Thema heute ist.

Es ist der 4. November 2006. Was sagt dir dieses Datum? Nichts?

Doch ich bin sicher, nun bist du drauf gekommen. Unser Hochzeitstag. Unser dritter Hochzeitstag.

Weißt du noch, wie alles begann, vor sieben Jahren? Ich sehe es heute noch vor mir. Du hattest dich an dein Auto gelehnt, und deinen Bauch eingezogen, als ich auf dich zu ging. Ich fragte dich nach dem Weg und du hast versucht ihn mir zu beschreiben. Gott sei Dank war es viel zu kompliziert und du hast dich angeboten ein Stück vorzufahren.

Es zaubert mir immer noch ein Lächeln ins Gesicht.

Jedenfalls war das der Anfang von etwas ganz Großem. Von unserer Liebe und unserer gemeinsamen Zeit. Die ersten Jahre waren nicht immer einfach, da war der Abstand zwischen uns. Nicht nur die dreihundert Kilometer waren ein Problem, auch die Altlasten, die wir damals noch mit uns rumschleppten. Doch irgendwie haben wir es geschafft. Immer waren wir getragen von unserer Liebe, die uns zusammenhielt. Wir haben niemals gestritten in der Zeit. Stell dir nur mal vor, was sonst aus uns geworden wäre.

Als ich dann die schreckliche schöne Nachricht erhielt, dass ich ein Kind von dir erwarte, war ich nicht sicher, ob du bleiben würdest. Immerhin sahen unsere Zukunftspläne ganz anders aus. Aber du bist geblieben. Hast meinen Bauch gestreichelt und geküsst, mir das Gefühl gegeben, dass wir das auch noch schaffen.

Eine neue Zeit begann. Gemeinsam haben wir überlegt, was als Nächstes zu tun ist. Nur wenige Wochen später haben wir Häuser besichtigt.

Wenn ich voller Selbstzweifel war, mich die Zukunftsangst gepackt hat, hast du immer gesagt: Alles wird gut.

Du hast mich dabei angelächelt und mich in deine Arme gezogen. Die waren stark und haben mir immer das Gefühl von Sicherheit geschenkt. Ich habe dir geglaubt. Immer, wenn du gesagt hast – alles wird gut, wusste ich, dass es auch so werden wird.

Dann ging alles sehr schnell. Unser Traumhaus war gefunden und du hast mich gefragt, ob ich deine Frau werden möchte. Ich war so unendlich glücklich und dankbar für deine Liebe.

Morgens, wenn du dich über mich beugtest und zart meine Lippen berührtest, war der Tag schon der Schönste, den ich je erlebt hatte. Meine Liebe zu dir wuchs und ich hatte schon Angst, dass ich abheben würde vor lauter Glück.

Erinnerst du dich noch an den Tag von Tom´s Geburt? Es war eisig kalt, und ein Ostwind fegte um unser Haus. Es pfiff und heulte, als ich zu dir kam. Du hast gerade im Schuppen dein Werkzeug einsortiert. Einige Umzugskisten waren ja noch gar nicht ausgepackt.

`Wir müssen los`, hab ich gemeint. Sofort hast du alles stehen und liegen lassen. Hast deine Hände gewaschen und mich ins Krankenhaus gebracht. Ich sehe noch genau deine Augen, die immer besorgt zu mir rüberblickten.

Als wir dann ankamen, waren meine Wehen weg, und du bist nach der Untersuchung mit mir Kaffee trinken gegangen. Du hast Witze gemacht und mich immer wieder zum Lachen gebracht. Das war nachmittags um zwei. Um sieben war Tom schon da und in den dazwischen liegenden Stunden hast du an meiner Seite gesessen, bist endlose Wege mit mir gelaufen, hast dich kneifen und beißen lassen. Alles, damit ich es irgendwie aushalten konnte.

Es war wunderschön mit dir eine Geburt zu erleben, und Tom war mein Geschenk an dich. Dein Stolz über den Sohn war unübersehbar, und meine Freude dir ein solches Geschenk machen zu können, war ebenso groß, wie meine Liebe zu dir. Und nun schenkte der Himmel uns auch noch ein gesundes Kind.

Es war schön eine kleine Familie zu sein. Unser Tom entwickelte sich prächtig. Nächtelang habe ich dich im Schlaf beobachtet, wenn Tom in unserem Bett lag und ich ihn stillte. Ein innerer Friede war in mein Herzen gezogen. Alles war perfekt.

Jetzt ist unser Tom schon zwei Jahre alt. Er läuft selbstständig, spricht die ersten Wörter. Du hast ihm beigebracht, das die Zunge rauskommt, wenn man an einem Ohr zieht. Das macht er immer noch mit mir. Es bereitet ihm einen riesigen Spaß, mein Ohrläppchen zu malträtieren.

Er sieht aus wie du.

Er versteht nicht, dass du fort bist. Und für Erklärungen ist er noch zu klein.

Ich liebe dich immer noch so sehr, mein Frosch, und es vergeht kein Tag, an dem ich nicht voller Verzweiflung bin. Du hast gesagt, es wird alles gut. Und doch hast mich allein gelassen.

Aus meiner Trauer wird langsam aber sicher Wut. Aber ich habe keine Ahnung, auf wen oder was ich wütend sein kann. Wie soll das nur weitergehen ohne dich? Deine Liebe und Zuversicht fehlt mir.

Es sind erst zwei Monate vergangen, doch es kommt mir vor wie ein Leben. Gefangen in diesem Albtraum.

Ich sitze hier alleine und warte immer noch auf dich. Vergebens.

Ich werde nun deinen Lieblingspullover anziehen und dann mit Tom aufbrechen. Deinen Brief werde ich an unserem Baum in den Bach werfen. Der Platz ist voller Erinnerungen, und ich kann dich dort spüren. Dann sitzt du wieder neben mir im Gras. Ich lehne mich an deine Schulter, beobachte das Wasser, das ins Endlose fließt.

Dorthin, wo du zu finden bist.

Ich vermisse dich so sehr.

In ewiger Liebe

Deine Annabell

PS. Tausend Küsse von Tom.

Geliebter matthias fertig

hagrid

hagrid

Augenweide

Ich wohne schon immer hier. Und vor mir meine Eltern und Großeltern. Generationen meiner Familie belebten diesen Ort. Wenn ich daran zurückdenke, welch ein Treiben hier stattgefunden hat.

Viele Menschen zogen vorüber. Sie flüsterten, lachten, weinten und manchmal waren sie auch still und in sich gekehrt. Einige kamen immer wieder zurück. Sie veränderten sich. Die Jahre waren durch ihre Haare gezogen und das Leben hatte unter der Haut Platz genommen und sie verformt. Die einst langen Mäntel in tristen Farben wurden ersetzt durch hellere und kürzere Kleidung.

Alle haben ein Wunsch, wenn sie an diesen Ort kommen. Doch jeder einen anderen.

Hier ist nichts wie am Tag zuvor. Nein. Langweilig wurde es nie, bei mir Zuhause. Und selbst wenn einmal niemand kam, hatte ich genug zu tun mit den Geheimnissen, die man in meiner Gegenwart geraunt hatte, oder mit den Tragödien um mich herum.

Schwierig war es immer. Zu jeder Zeit. Doch was geblieben ist, ist der Blick, die Weite, die jedes Mal gleich und doch anders ist. Es sind die selben Vögel, die hier Rast machen, um ihren Nachwuchs aufzuziehen. Und es gibt immer noch Ameisen, die dienstbeflissen ihren Hügel zusammentragen. Immer `gen Süden. Der Vorgang ist immer gleich. Jedes Jahr wieder.

Auch meine Nachbarn sind seit Generationen hier angesiedelt. Allerdings ist ihr Schicksal weit aus unangenehmer als meines. Sie haben jedes Jahr wieder den gleichen Druck, ja beinahe Stress, wie man heute sagt. Ihre Zeit ist kurz und wenn das Wetter nicht mitspielt sieht es schlecht aus mit der Fortpflanzung. Es ist wie es ist, sagen sie, wenn wir in der Stille einen Plausch halten. Sie wissen, dass jedes Jahr wieder die Tiere kommen und erbarmungslos alles abfressen. Daher müssen sie früh blühen und sich weit verbreiten, damit im Jahr darauf die Familiengeschichte weitergeht.

Zum Glück ist mir diese Grausamkeit erspart geblieben. Mich frisst so schnell niemand. Manchmal scheuert sich jemand an meiner Rinde. Je größer das Tier, umso mehr bewegt es mich und kleinerer Halt reißt ab. Das kommt zum Glück nicht zu oft vor. Das kitzeln ist schlimmer. Jedes Mal, wenn jemand auf mir rumspringt, oder an mir hochkrabbelt, könnte ich verrückt werden.

Inzwischen kann ich weit sehen. Über den Rand meines Zuhauses hinweg. Bunte Punkte fahren in zwei Richtungen. Immer ein anderes Bild. Besonders Nachts, wenn nur Lichter zu sehen sind, könnte man meinen, dass es Sterne sind, die sich bewegen, um dann in der Weite verschluckt zu werden.

Gestern waren wieder viele Menschen hier. Sie waren gut gekleidet und haben sich anders verhalten, wie die Anderen. Ihre Arme konnten nicht still halten. Sie deuteten in alle Himmelsrichtungen und machten zu große Schritte, um diesen Ort genießen zu können. Ihnen fielen sie nicht auf. Meine Nachbarn. Die Stummen und die Bunten, die Kleinsten.
Sie blieben nur kurz.

Das Jahr zog ins Land und wieder beeilten sich meine Mitgeschöpfe um Vermehrung. Doch dieses Jahr war alles anders. Das Gras wuchs an mir hoch und wenn Wind aufkam, kitzelte es an meinem Stamm. In den leuchtendsten Farben blühte es um mich herum. Sie waren fleissig gewesen, die Frühblüher Familie und die Sommerblumen. Auch der Hügel der Ameisen war besonders hoch geworden und es herrschte ein unglaubliche Geräuschkulisse. Alles, was Rang und Namen hatte und auch die Suchenden, waren hier her gekommen, um von der unberührten Pracht zu leben. Voller Freude darüber sangen wir laut im Wind. Ein Fest, dass viele laue Nächte anhielt und von Jedem, der es hören wollte, zu hören war.

Alles änderte sich, als früh am morgen neuer Besuch kam. Laut rollten riesige Fahrzeuge in unser Zuhause. Erschreckt flogen die davon, die Flügel trugen, und liefen die ins Ungewisse, die Beine hatten. Nur noch Motorengeräusche und Gestank. Einer der Männer kam mit einem länglichen Gegenstand direkt auf mich zu und startete laut die Maschine in seiner Hand.

Ich weise ausdrücklich darauf hin, dass der folgende Text erotische Passagen enthält und somit nicht jugendfrei ist!

Erotisches- Auszug

 

Lina hatte die Küche aufgeräumt und huschte schnell in ihre Kammer.

Sie schüttelte verträumt das Kissen auf, um dann ihr Gesicht darin zu versenken. Er ist noch da. Der Duft seiner Haut. Sie atmete jedes kleine Geheimnis des Kissens in sich ein, ehe sie sich lösen konnte.

Lächelnd streichelte sie das Laken und die Strohmatratze glatt. Sie spürte den Liebsten selbst darauf, seine gebräunte Haut…

Seufzend löste sie sich aus ihrem Träumereien, denn unten im Hof wurden die Stimmen lauter und aufdringlicher. Flink beendete sie ihre Arbeit und lächelte noch einmal das leere, gemachte Bett an, bevor sie die Kammer verließ um den anderen aufs Feld zu folgen.

*

Es war ein langer Ritt heute. Am Mühlteich hatte Robert ein Bad genommen. Es war niemand da, denn die Erntezeit hat begonnen, alle waren beschäftigt in der Holzmühle. Den braunen Wallach hatte er abgesattelt und in den Stall gebracht. Lina würden den Braunen sehen und wissen, dass er wieder da war. Doch es würde noch dauern, bis sie vom Feld zurück war. So lange würde er ihre Kammer aufsuchen und sich ausruhen. Der Tag war anstrengend gewesen und dazu diese unerträgliche Hitze.

In ihrer Kammer fand Robert alles wohlgeordnet.Die Laken waren gerichtet und er streckte sich auf ihrer Matratze. Der Duft ihres Nachthemds betörte und erinnerte ihn an die letzte Nacht. Er würde hier auf sie warten.

*

Unbarmherzig brannte die Sonne den ganzen Tag auf den Feldern. Ebenso unbarmherzig wie dieser Antreiber, der sich Hofmeier nennen durfte. Immerzu thronte er auf dem Ross und schrie Jeden an, der es nur wagte sich den Schweiß von der Stirn zu wischen.

Viel zu spät ließ man das Gefolge von den Feldern gehen. Erst als die letzte Garbe geflochten war, wandte der Hofmeier sich ab, um nach Hause zu reiten. Erschöpft fielen erst einmal alle auf den Boden und einige schüttelten mit dem Kopf.

Lina sammelte sich und wischte sich über die feuchte Stirn. Der Arm war ebenfalls schweißnass und eine schwarze Locke klebte verwegen an ihrer Stirn. Der Staub und die Grannen brannten wie Feuer in den rot angelaufenen Augen. Ihre Wangen glühten und ihre Erschöpfung wich sofort, als sie daran dachte, dass ihr Herr, Robert von Drovenhagen,  vielleicht schon wieder auf dem Hof eingetroffen war. Sie suchte ihre Heugabel auf und trat den Heimweg an. ” Warte doch!” ,rief man ihr nach.
“Ich muss noch die Ziegen versorgen. Ruht ihr euch noch aus. Ich fange schon mal an….”, rief sie im weggehen. Sie wollte unbedingt als erste im Stall sein und sehen, ob der Braune  dort schon seine verdiente Mahlzeit einnahm. Außerdem wollte sie träumen und nicht mit den anderen Mägden tratschen und hören was der Sohn des Nachbargehöftes wieder angestellt hatte und mit wem er pussierte. Viele schwärmten für den Jüngling, doch Lina nicht.

Ihr Herz schlug nur für Einen.
Im Stall angekommen schlug ihr Herz schneller, als sie den Braunen friedlich fressen sah. Er war schon trocken und sie war sich sicher, dass der Herr ihn abgewaschen hatte, wegen der Hitze. Also musste Robert schon länger da sein!
Flink machte sie sich an die Arbeit. Die Schmerzen in den Händen waren vergessen, das Husten und Brennen in den Augen, bemerkte sie ebenfalls nicht. Sie wollte einfach nur fertig werden, um in ihre Kammer zu schauen, ob dort eine geheime Botschaft, oder ein Verabredungszeichen, lag.
Als die restlichen Knechte und Mägde eintrafen, war Lina schon eifrig bei der Sache und alle fragten sich, warum sie es so eilig hatte.

Alle sahen ihr an, dass sie sich übernahm und einer der Knechte schickte sie zum Brunnen. “Hey, Lina! Geh erstmal was trinken. Du hast gar keine Farbe mehr im Gesicht! Wir machen den Rest”, sagte er.
Sein Name war Gustaf. Er war etwas älter als Lina und sehr durchtrainiert. Die harte Stallarbeit hatte ihn gestählt. Gustaf beobachtete Lina öfter heimlich und er hoffte ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Er nahm sich fest vor ihr den Hof zu machen, wenn er das Geld von der Ernte ausgezahlt bekam.

Lina bedankte sich und ging zum Brunnen. Ihr war tatsächlich sehr schwindelig. Das war ihr vorher gar nicht aufgefallen. Am Brunnen stillte sie ihren Durst und goss sich einen großen Becher übers Gesicht. Das kühle Nass rann ihr am Hals entlang und in den Nacken. Es waren ein paar Minuten, die das Wasser brauchte, um wieder Leben in den Körper zu bringen. Lina fühlte sich schon viel besser. Als sie an sich herunter sah, bemerkte sie erst wie zerstochen ihre Hände, Arme und Gelenke waren. Das Wasser hatte geholfen das lästige Kratzen im Hals zu lindern. Der Staub des Heus lag immer noch in jeder Pore. Lina machte sich auf den Weg in ihre Kammer. Unterwegs klopfte sie ihre Schürze, damit der lose Staub abfiel und sie ging barfuß, da ihre Holzschuhe ebenfalls voller Halme waren, die piekten.

Sie traute ihren Augen kaum, als sie die Tür zu ihrer Kammer öffnete. Schnell schloss sie die Tür hinter sich. Liebevoll betrachtete sie den Mann, der in ihrem Stroh lag. Sein Brustkorb hob und senkte sich regelmäßig. Seine Gesichtszüge waren entspannt. Lina wagte kaum sich zu bewegen, um ihn nicht zu wecken.
Leise trat sie an das Bett und kniet sich daneben. Ihr Herz entflammte von Neuem, wie jedes mal, wenn sie ihm so nahe war. Leidenschaft kroch ihre Beine hoch. Dann löste sie den Blick und erhob sich. Sie ging zum Waschtisch und füllte leise Wasser aus dem Krug in die Schüssel.
Lautlos fielen ihre Kleider zu Boden und sie öffnete das schwarze Haar, durchkämmte es grob mit ihren Fingern, bevor sie es geschickt mit einem Schwung hochsteckte. Das kühle Wasser tat ihrer Haut gut und erfrischte. Unter ihren Füssen bildete sich eine Pfütze, die sich unaufhaltsam auf den Holzdielen ausbreitete. Lina verzichtete auf das Abtrocknen. Ihr Körper glänzte von dem heruntertropfenden Wasser. Vielleicht hatte Robert sie heimlich beobachtet, doch er rührte sich nicht. Lina ging auf das Bett zu und legte sich vorsichtig neben ihm. Ihr kühler Körper verbrannte fast an seinem. Zart streichelten ihre Hände seine Haut. Ihre Lippen liebkosten sanft seine Oberarme und seine Brust. Mit jeder Berührung schwanden ihre Sinne. Sie streichelte den Geliebten zärtlich und betrachtete bewundernd seinen Körpers.

Das Stimmengewirr im Hof wurde lauter und Sine hörte die Verabschiedungen des Gesindes untereinander, bevor sie ihre Quartiere aufsuchten. Einige trafen sich nach dem Essen nochmal im Freien zu einem Stück Kautabak oder einer Pfeife. Andere sangen leise und kicherten. Lina hatte heute kein Interesse mit den anderen den Abend einzuläuten. Sie lag neben dem Mann, der ihr Blut zum kochen brachte und ihre Innenschenkel feucht werden ließ.

Ihre Küsse weitete sie aus. Als sie seinen Hals küsste spürte sie endlich seinen Arm um ihren Leib. Inneres Zittern ergriff ihren Körper, als sie den Kopf hob, um seine Lippen zu suchen. Feuerwerk durchsprühte ihren Körper, als seine Zunge sich mit ihrer traf und er sie enger an sich zog. Zu gerne ließ Line sich auf ihn ziehen. Die Hitze der Kammer hatte ihren Körper mit winzigen Schweißperlen übersät. Sein Atem wurde schneller, als Lina auf ihn rutschte. Dann spürte sie sein lustbringende Glied in sich, dass sie schon einmal in den Himmel getragen hatte.
Kaum spürbar waren die rhythmischen Bewegungen der Liebenden. Zu kostbar erschien der Moment, um ihn vorschnell zu beenden. Es gab keine Bedenken, keine Zweifel und keine Standesunterschiede. Es gab nur die Liebe dieser Körper ,die sich leidenschaftlich und zärtlich näherten, um zu verschmelzen.

Lina rutschte geschickt auf dem, was ihre Phantasie so beflügelt hatte. Daran hatte sie gedacht, wenn der Hofmeier sie heute ermahnt hatte besser zu arbeiten. Anscheinend hatte dieser Mann keine Ahnung, was das Leben noch so zu bieten hatte, außer Arbeit.

Lina

jjjjjj

jjjjjj

jjjjjj

Abgetaucht

Die Fähre Rungholdt lief planmäßig im Dagebüller Hafen ein. Es war einen dieser typisch nordfriesischen Herbsttage. Der Wind blies scharf aus Osten. An Deck war es selbst mit wetterfester Kleidung eiskalt und man sah sich die Nordsee, die in schwungvollen Wellen immer wieder aufbegehrte, lieber aus der sicheren Kabine des Cafés an, als direkt an der Reeling, wo man das Gefühl hatte den Halt zu verlieren.
Viele Autos und Touristen waren an Bord, das Cafè war voller Menschen und die Stimmen vermischten sich mit dem hörbaren Wind zu eine lauten Kulisse.
„Einen Kaffee, bitte.“ „Gern. Wie möchten Sie ihn? Weiß?“ „Zum mitnehmen. Schwarz und mit drei Stücken Süßstoff, bitte.“ Nachdem die Bedienung den Kaffee über den Tresen gereicht und kassiert hatte, verschwand Hayo Brockelt wieder auf die Autoplattform, setzte sich in seinen weißen Lieferwagen und lehnte den Kopf an die Scheibe.
Der heiße Kaffee tat ihm gut. Er versuchte sich zu entspannen, doch das monotone Dröhnen der Motoren ging ihm auf die Nerven. Es war zu laut um einzuschlafen. Er fühlte sich nicht gut, alles tat ihm weh und er könnte gut eine Mütze voll Schlaf gebrauchen. In den letzten Tagen und Nächten hatte er kaum ein Auge zugemacht. Ständig dieses Unwohlsein und Halsschmerzen. Er ließ die jüngste Vergangenheit Revue passieren und schwor sich, dass dies seine letzte Tour sein würde.
Schon sehr bald hielt er genug Geld in den Händen, um durchzukommen. Sein Leben musste sich ändern. Schon wegen Anna.

Die Motoren stießen fast schreiende Geräusche aus, als die Maschinen drosselten, um anzulegen. Aus dem Café strömten die Menschen nun auf das Autodeck und besetzten ihre Fahrzeuge. Langsam fädelte die Rungholdt im Hafen ein. Die Deckbesatzung verzurrte die dicken, blauen Taue am Poller und die Klappe senkte sich behäbig. Die ersten Autos rollten bald auf die asphaltierte Straße in Dagebüll, um ihre Fahrt fortzusetzen. Hayo ließ den Motor an und setzte seinen Lieferwagen in Bewegung, als man ihn heraus winkte. Seine Hände wurden auf einmal schweißnass und sein Herz begann stark zu klopfen. `Scheiß´ Kaffee… `, sinnierte er und fuhr vom Schiff. Auf dem Festland bog er sofort wieder ab, um auf der Mole zu parken. Er musste telefonieren. Als er das Autos stoppte, hatte er freien Blick auf das Meer und der Wind pfiff frech gegen sein Auto, um es wackeln zu lassen. Das lästige Herzklopfen hörte nicht auf und Hayo fühlte sich immer unwohler. Übelkeit stieg auf, die er darauf schob, dass er lange nichts gegessen hatte. Er wählte im Handy eine Nummer und ließ es klingeln. „Ich bin angekommen. Nein, keine Kontrolle. Ja, gut. Wie immer.“ Hayo drückte auf die Aus-Taste und legte das Handy neben sich auf den Beifahrersitz. Mit der Handfläche wischte er sich fest über die Stirn, rieb sich die Augen. Er war erschöpft und sein Körper schwer wie Blei. `Ich muß hier weg`, war sein einziger Gedanke. Hayo startete den Motor und gab Gas.

Als Hauptkommissar Peter Hansen am Hafen in Dagebüll eintraf, waren die Zufahrtsstraßen bereits abgesperrt. Mit quer gestellten Streifenwagen und Barrieren war es niemandem mehr möglich das Gelände zu betreten, oder zu verlassen. Der Fährbetrieb war eingestellt und Schaulustige auf der Rungholdt, drängelten an Deck in mehreren Reihen hintereinander. Direkt an der Mole parkte Hansen den schwarze Kombi. Eine Traube Menschen hatte sich am Kai versammelt, dass war für ihn der Wegweiser, wo er sein Fahrzeug stoppen sollte. Als er ausgestiegen war, zog er den Reißverschluss seines schwarzen Parkas ganz zu. Er war in Zivilkleidung unterwegs, da sein Dienst gerade geendet hatte, als der Notruf kam. Der Wind hier an der Mole war eiskalt und es begann zu nieseln. Mit festen Schritten ging er auf die Menschenmenge zu, schlängelte sich hindurch und brummelte ein tiefes: „Moin“, als er an der Wasserkante stand. Die Sonne senkte gerade ihre letzten Strahlen aufs Wasser und tauchte den Himmel und den Horizont in unwirkliches, rosafarbenes Licht. Dichte Sturmwolken durchbrachen das Rosa und verdunkelten den Wasserspiegel. Gespenstische Bilder malten die Wolken, die ständig in Bewegung waren. „Was ist passiert?“, fragte Hansen seinen Kollegen Klaus Andresen. Dem hagere Mittvierziger hatte der Wind die kurzen, braunen Haare zerzaust, die sonst streng nach hinten gekämmt waren. Sein Gesicht war bereits rot von der Kälte und seine Händen waren tief in den Taschen, die Schultern hatte er hochgezogen.
„Vermutlich ein Unfall. Der Lieferwagen ist ins Wasser gestürzt. Es wurden kein weiteres Fahrzeug oder Menschen beobachtet, die sich in seiner Nähe aufgehalten hätten. Ich hab einen Kran und Taucher angefordert.“ „Gut. Der Kran wird ja bald hier sein. Weißt du schon irgendwas über das Fahrzeug? Personen?“ Hansen zog nun auch die Schultern ganz hoch, der Wind setzte ihm bereits nach diesen wenigen Minuten ordentlich zu. Auch, wenn er nicht so eine Bohnenstange wie Andresen war. Mit seinen zwei Zentnern und 1,85cm Größe war er eine imposante Erscheinung, die sich auch schon mal aufpumpen konnte, wenn es kritisch wurde. So manch einer bekam gehörig Respekt und widersetzte sich nicht mehr, wenn er zu drohen begann.
„Man, ist das kalt heute“, stieß er gegen den Wind aus und verließ die Kante, um mit Andresen in die Mitte des Platzes zu gehen. Unter einem der Wartehäuschen fanden sie etwas Schutz. „Hast du auch der Bahn Bescheid gegeben? Nicht das jetzt noch Züge kommen.“ „Ja, habe ich. Und es ist auch kein Zug hier angekommen“, antwortete Andresen. „Na, denn warten wir mal auf den Kran. Aber ich geh´ ins Auto.“ Hansen setzte sich in Bewegung und Klaus Andresen folgte ihm. Als sie Platz genommen hatten nestelte der Hauptkommissar in seiner Tasche und entnahm eine Zigarette, die er anzündete.
„Hast du schon irgendwas raus gefunden?“ „Also der Wagen ist um 16:30 Uhr mit der Fähre Rungholdt angekommen, dann gleich auf die Mole abgebogen und hat dort gestanden. Mehr konnte mir die Crew nicht sagen. Sie haben das nur bemerkt, weil sie es ungewöhnlich fanden. Der Transporter ist wohl öfter an Bord und fährt sonst immer gleich weiter.“ „Und wieso bist du in Zivil?“ „Ich habe frei heute. Sieht man das nicht?“ „Ja, ich auch heute Nachmittag,“ antwortete Hansen und fügte hinzu,“ich habe eigentlich einen Zahnarzt Termin.“
Die Dunkelheit setzte ein und das letzte bisschen Licht am Horizont wurde verschluckt. Langsam und geräuschvoll näherte sich ein großer LKW, der mit einem Kran bestückt war. Bedächtig fuhr er an nah an die Kante. Der Fahrer stieg aus und ließ sich von den verbliebenen Polizisten die Stelle zeigen, an der das Fahrzeug untergegangen war. Danach lenkte er den Kran in Position, um mit der Bergung beginnen zu können. Der Nieselregen wurde stärker und die Beleuchtung des Krans erhellte einen großen Bereich der Mole und des Wassers. Hansen und Andresen sahen dem Treiben zu, als es an ihre Scheibe klopfte. Ein Streifenpolizist wollte wissen, wie sie nun weiter verfahren sollen, denn die bevorstehende Ebbe brachte den Kapitän der Fähre in Schwierigkeiten, wenn sie jetzt nicht auslaufen könnte. „Ja, lass sie abfahren“, beschloss Andresen. “ Alle die mit dem verunglückten Fahrzeug auf der Fähre standen, sind ja bereits weg. Aber der Kapitän und die Crew sollen sich morgen auf der Wache melden. Wir brauchen die Zeugenaussagen noch.“ „Ja, ist gut. Danke.“ Der Polizist verließ das Zivilauto und kämpfte sich gegen den Wind in Richtung Rungholdt, um dem Kapitän grünes Licht zum Auslaufen zu geben. Hansen rauchte den letzten Zug der Zigarette und machte sie dann im Aschenbecher aus. „Das ist so ekelhaft.“ „Was ist ekelhaft?“ „Mein rauchen. Warum hab ich nur wieder damit angefangen? Widerlich.“ „Dann lass es doch einfach.“ „Witzig, sehr witzig, Klausi.“ „Ja, Hansi, so bin ich. Immer einen guten Rat zu Hand.“

Hansen stieg aus dem Auto aus und machte sich auf zum Kran, dessen Ausleger sich bereits über dem versunkenen Fahrzeug ausrichtete. Der Wind machte die ganze Sache schwierig. Die Nordsee schob überschwängliche Wellen an die Kaimauern. Nur die eingetroffenen Taucher sprangen respektlos ins Wasser, um nach wenigen Minuten wieder sichtbar an der Oberfläche zu schwimmen. Einer der Männer hob den Daumen und gab sichtbares Zeichen, dass sich nur eine Person im Auto befand. Dann machte er mit der Hand eine schnelle Bewegung vor seinem Hals und schüttelte mit dem Kopf. Der Fahrer war tot, deutete er. Dann erwarteten die mutigen Männer im Meer die Taue, die sie entgegen nahmen und damit in die Finsternis des Meeres verschwanden, um den Transporter zu befestigen. Hansen und Andresen hatten sich mit dem Rücken zum Wind gestellt, um den Vorgang der Bergung zu beobachten. Als die Taucher wieder festen Boden unter den Füßen hatten, begann der Kran langsam die angebrachten Taue zu spannen und mit viel Gefühl hob der Kranfahrer den Transporter Zentimeter für Zentimeter näher an die Oberfläche. Die einsetzende Ebbe trieb das Wasser zurück ins Meer und die Beobachter am Hafen wurden Zeuge, wie der weiße Kleintransporter Stück für Stück sichtbarer wurde. Unter der Last des mit Wasser gefüllten Fahrzeugs und dem starken Wind wankte der Kran, doch die Erfahrung des Mannes, der dieses riesige Gefährt vermutlich täglich bewegt, schaffte er auch diese Hürde und setzte das versunkene Auto auf dem Beton neben dem Kran ab. Die angebrachten Hilfsseile wurden wieder entfernt und der Kran drehte sich zurück auf seine Ausgangsposition. Er hatte seine Arbeit gut gemacht, denn der Transporter war zum Glück nicht auseinander gebrochen. Aus allen Ritzen am weißen Kleinlaster tropfte das Wasser heraus und die beiden Kommissare traten an die Fahrerseite des Wagens, als der Kran sich zurückgezogen hatte. Die Dunkelheit erschwerte die Sicht, daher riefen sie nach Taschenlampen, um direkt auf den Fahrer zu leuchten.
Der leblose Körper war noch bis zu den Schultern im Wasser, und der Kopf, nach vorn geneigt, lag auf der Brust. „Scheiße“, entfuhr es Hansen. „Na, aber sieh mal. Der Gurt hat gehalten. Er ist noch angeschnallt. Gute deutsche Qualität.“ Hansen sah Andresen missachtend an. „Manchmal wäre es besser, wenn du den Mund hälst“, gab er ihm mit auf den Weg und drehte sich zum gehen. Andresen hatte manchmal eine Art an sich, die er nicht ausstehen konnte. Vielleicht war Klaus Andresen schon zu lange in dem Job, dass ihn solche Bilder nicht mehr berührten. Jedenfalls wollte er sich das heute Abend nicht mehr anhören. Peter Hansen ging direkt zu seinem Auto, startete und fuhr in Richtung der Absperrung, um den Unfallort zu verlassen. Als er die Begrenzung passierte, ließ er die Seitenscheibe runter und sprach einen seiner jüngeren Kollegen an: „Morgen früh will ich alles auf dem Tisch haben, was ihr raus gefunden habt. Und sag Andresen, er soll die Zeugen für morgen Mittag einladen.“

Der Hauptkommissar verließ Dagebüll und fuhr zurück in die Niebüller Wache, aus der er auch gestartet war. In seinem Büro führte er einige Telefonate, rief auch den Zahnarzt an und bat um einen neuen Termin. So einen schwerer Unfall in seinem Gebiet, gab es selten und er war sich auch nicht sicher, ob es überhaupt ein Unfall war. Niemand würde sich freiwillig, angeschnallt ins Meer fahren. Selbstmörder wählen oft einen anderen Weg, und ertränken sich nicht. Hansen beschloss ins Krankenhaus zu gehen und auf die Leiche zu warten. Bevor der Mann nicht identifiziert war, konnte er auch nicht weiter machen. Ihm blieb noch die undankbare Aufgabe die Nachricht an die Familie weiter zu geben. Wenn der Tote überhaupt eine Familie hatte. Aus der Polizeiküche holte er sich noch einen Becher Kaffee. Kaffee war heute genug da. Die Wache war bis auf einen Kollegen an dem Nottelefon verwaist, alle verfügbaren Kräfte waren in Dagebüll. Mit dem Kaffeebecher in der Hand machte Hansen sich auf den Weg ins Krankenhaus, dass in der Nachbarschaft stand. Er ging den direkten Weg in den Keller, in die Pathologie. Unangenehmer weise war er schon öfter hier gewesen und hoffte Dr. Klein, den zuständigen Mediziner, noch anzutreffen.

Klaus Andresen blieb an der Mole und beobachtete, wie die Kollegen versuchten die Fahrertür und die Heckklappe zu öffnen. Durch den Druck des Wassers hatte sich alles verzogen und es gelang erst, als man mittels roher Gewalt einige Stelle der Karosserie verbogen hatte und das Wasser abgelaufen war. Viele Blitzlichter erhellten das Fahrzeug für Bruchteile von Sekunden und der von Peter Hansen, aus dem Büro angeforderte Leichenwagen, traf ein. In gut erreichbarer Nähe hielt der schwarze Kombi und zwei Männer holten eine graue, verschließbare Trage aus dem Kofferraum, die sie dichter an das Fahrzeug trugen. Um die Polizeiarbeit nicht zu stören setzen sie den Sarg in gebührendem Abstand ab und warteten. Das ist wieder mal typisch Hansi, dachte Klaus Andresen, bei sich. Er fühlte sich gerade sehr unwohl in dieser Situation und ärgerte sich über sich selber, dass er seinen dummen Spruch mit dem Anschnallgurt nicht herunter geschluckt hatte. Die Situation war wirklich nicht zum witzeln, er fragte sich, was er sich nur dabei gedacht hatte, als die Polizisten ihm deuteten, dass er nun die Leiche in Augenschein nehmen konnte. Er näherte sich langsam der Fahrerkabine des weißen Sprinters. Die verbogene Tür stand im Wind und gab pfeifende Geräusche von sich. Klaus Andresen stieg auf die erste Stufe des Einstiegs. Ihm wurde übel. Obwohl der Tote gerade erst verstarb, meinte er Leichengeruch wahrzunehmen. Aus den Haaren des Toten tropften kleine Perlen auf den Körper und auf das Lenkrad, die dann aufgrund der bestehenden Nässe weitergeleitet wurden, um tiefer zu fallen. Der Kommissar nahm ein Taschenlampe und leuchtete in den Innenraum. Alles war durch das Wasser durcheinander gewirbelt worden. Papiere, Cd´s, Kugelschreiber, Handy, Essensreste lagen ungleichmäßig verteilt. Der Tote trug eine Jeans, Turnschuhe und eine unauffällige Jacke. Andresen wußte, dass er nun das tun musste, wovor ihm die ganze Zeit graute. „Handschuhe“, rief er ins Freie. Als man ihm diese reichte und er sie angezogen hatte, atmete er tief ein, bevor er die erste Berührung wagte. Vorsichtig hob er den Kopf der Leiche, der noch beweglich war. Die Kälte der Haut drang durch seinen Handschuh. Ein Würgereiz stellte sich ein, den Klaus gerade noch unterdrücken kommte. Während von der Beifahrerseite wieder Bilder vom Profil und dem Gesicht des Toten gemacht wurden, drehte Andresen den Fotografierenden den leblosen Kopf entgegen. Das aufflackernde Blitzlicht gab der Leiche eine noch unheimlichere Gestalt und Andresen ekelte sich so sehr, dass er am liebsten weggelaufen wäre. Der Kommissar verließ das Fahrzeug, entledigte sich der Handschuhe, die er einem Kollegen in die Hand drückte und deutete den Polizisten und Bestattern, dass sie die Leiche abtransportieren konnten. Mit den Worten: „Schickt mir alles ins Büro“, verließ er die Mole, um sich ausserhalb der Sichtweite zu übergeben. Er machte sich dann auf, um Peter Hansen in die Wache zu folgen.

Anders

Der Innere

Manche Gefühle und Momente bestimmen mein Leben so sehr, dass ich einfach drauflos handeln muss.

Sie sind oftmals Schnellschüsse meiner inneren Welt.

Der Innere

Lebenskreise

Lebenskreise

Nest

 

Eingelassen
auf Märchen
geflogen
mit Störchen

Niedergesetzt
um abzuheben

Aufbruch

vergraben

die Töne

laut und leise

schleift zusammen

Wind trägt

unvollendete

unvollendet

Unvollendete

Lebensplatz

Lebensplatz

linoldruck

Positives

Der Tod

Der Tod beschäftigt mich schon viele Jahrzehnte. Nicht nur, weil ich lange beruflich in diesem Bereich tätig war.

Er taucht in vielen meiner “andersartigen”  Gestaltungen auf.

Erinnere Dich!
Windpferde
im harten Galopp!

Auf deiner Reise
 tragen sie dich.

Ihr fröstelnder
Atem
auf deiner Haut
verrät dich.

Aufbruch.

 

Der Schrei

wehender Schädel fliegt vorwärts

zaghaftes Westen halbiert den Schritt

mit zerrissenen Augen

enthäutet

Der Schrei

Bambus

Bambus

Mutter

Formlos

Es hatte keine Umrisse, keine Form.
Instabil und wabbelig, egal in welche Position ich es zu stellen versuchte.
Es entglitt mir.
Immer wieder drehte und wendete, stellte, legte, setzte ich es. Doch es rann durch
meine Finger, wie winzige Staubkörner.
Unaufhaltsam.
Je mehr ich versuchte, umso mehr ging verloren.

Das Verlorene hob ich sorgsam auf, sammelte auch den kleinsten Krümel. Um es wieder
ganz zu machen.
Doch es wurde kleiner.
Jetzt ist es einfacher in den Händen zu halten, doch immer noch nicht in Form.

Glitschig läuft es an meinen Fingern entlang sich unaufhörlich auflösend.
Obwohl es doch eins ist.

Selbst die angefressenen Jahre machten es nicht hart. Bildeten keine Formen.
Nur die Farbe ist blasser geworden und mit Alltagskrümeln versetzt, bastele ich weiter.
Mutter.

Galerie

Pinnwand

  • 07.02.2016

    Lesung: 17 Uhr, LJH Galmsbüll

    Retrospektive!

    Die erste Lesung für 2016! Am Sonntag den 7.2.2016 werden Dieter Tippelt und ich dort zu hören sein. Retrospektive. Ein Rückblick auf Dieters Reisen und meine schriftstellerischen Tätigkeiten des letzten Jahres erwarten Euch! Wir freuen uns auf euch!

  • Ab jetzt...

    ... ist mein Roman dran!

    Der muss fertig!

    Ich habe für dieses Jahr keine weiteren Termine angenommen. Nun ist mein Roman dran!

  • 06.09.2015

    Lesung auf Nordstrand

    Café Halligblick

    Am Sonntag um 15 Uhr wird es eine Lesung der Nordstrander Schreibwerkstatt geben. Ich werde zwei meiner Kurzgeschichten lesen, die dort entstanden sind! Freue mich darauf!

  • 23.8.2015

    Sommerfest von kettenlos e.V.

    Sommerfest

    Auch in diesem Jahr wird kettenlos wieder ein Sommerfest für Übernehmer und Freunde geben. Das großartige daran ist, dass “janimo” live auftreten wird und das Wencke Rowek ebenfalls vor Ort ist, um Fotos zu machen! Weitere Infos und Fragen gern zu mir!

  • 18.7.15

    Lesung in Südwesthörn

    Südwesthörner Markttag

    Im Rahmen des 1. Südwesthörner Markttages lese ich mein unveröffentliches Märchen “Deich Geister” ! In Husum fand es viel Zuspruch, ich hoffe das es auch in Südwesthörn gefällt!

  • 12.7.2015, 10 - 17 Uhr

    Kunsthandwerkermarkt in Bredstedt!

    Kunsthandwerkermarkt

    Am Sonntag findet in Bredstedt ein Kunsthandwerkermarkt statt! Dort gibt es sicher eine ganze Menge zu entdecken. Schaut vorbei!

  • 14.06.2015, 19 Uhr

    Konzert in Niebüll, Christuskirche

    Konzert Niebüll

    Es ist wieder mal so weit. Wir konzertieren 🙂 Diesmal mit dem Chor Joyful Voices!

  • 9.4.2015

    An der VHS Flensburg!

    Krimi schreiben!

    Ende April bietet die VHS Flensburg einen Krimi Kurs mit Annelie Werner an. Ich halte das für einen spannenden Kurs! Wer Lust hat darauf, der sollte sich weitere Infos online über die VHS FL einholen.

  • 28.3.2015

    Hört, Hört!

    Lesung in Husum!

    An diesem Wochenende solltet ihr euch eine Lesung in der Bücherei in Husum vormerken! Dort lesen interessante Autorenkollegen aus ihren verschiedensten Genre! Weitere Infos folgen!

  • 05.12.14

    Konzerthinweis: Akkordeon Anders!

    Akkordeon Anders

    Einen Tag vor Nikolaus wird das Ensemble “Akkordeon Anders” in Bordelum noch einmal auftreten. Unbedingt vorbeischauen! Das Konzert findet um 19:30 Uhr in der Kirche in Bordelum statt!

  • Sa. 22.11.2014 + So. 23.11.14

    VHS Kurs Husum: Schreiben wie die Profis

    Schreiben wie die Profis

    Schreibkurs übers WE mit Annelie Werner in der VHS Husum. Ich habe im Oktober bereits einen Kurs bei der Dozentin belegt und bin gespannt was mich nun erwartet!

  • 15.11.2014

    Jahreskonzert 1.HC Niebüll

    Jahreskonzert

    Am Samstag 15.11.14 findet in der Stadthalle Niebüll wieder unser Jahreskonzert statt. Akkordeon Musik in vielen Varianten und auch mal ganz Anders 🙂 Lasst euch überraschen!

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Links

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Hier findet ihr eine Liste interessanter Links.

Tierschutz:

kettenlos e.V.

Tierschutz miteinander e.V.

Projekte:

Kinderschutzbund

Schreiben:

Birgit Pauls

Sabine Marya

Wencke Rowek

Timo Rowek

Wencke Rowek

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Hierzu sowie zu weiteren Fragen zum Thema Datenschutz können Sie sich jederzeit an uns wenden.

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